Sonntag, 28. September 2014
14. Blogeintrag
Einen wunderschönen guten Morgen allerseits. Gestern war ein echt anstrengender Tag. Ich hab es fast geschafft, umzusetzen, was ich mir vorgenommen hatte. Kurz nach dem Mittagessen war ich mit streichen fertig und konnte mich voll und ganz dem kürzen meines Couchtisches zuwenden. Ich hatte nämlich einen tollen Plan, weil die Tischplatte an der Stelle, wo das eine Tischbein befestigt sein sollte, kaputt war, wollte ich ein Stück der Platte absägen und die Beine dann wieder neu befestigen. Soweit so gut. Heimwerker-Genie, der ich bin, hab ich natürlich keine Ahnung, wie man die elektrischen Sägen meines Vaters bedient und um mir nicht selbst einen Finger abzuschneiden, habe ich auf die große Säge verzichtet und weil ich die Kleine nicht angekriegt habe, musste ich auf gute alte Muskelkraft umsteigen. Saß ich also vorm Haus und säg an dem Zwischenboden – der war dünner, also eine gute Möglichkeit zu testen, wie gut das funktioniert. Nach einer halben Stunde hatte ich mehr oder weniger grade das Stück abgesägt, was ab sollte und wandte mich der Tischplatte zu. Nach etwa einer Stunde an dem rum-sägen, bricht das Ding soweit ab, dass ich reingucken kann. Und was soll ich euch sagen? Von wegen Spanplatte! Da waren in den Ecken massivgepresste Blöcke und danach im großen, weiten Zwischenraum nichts als Pappe. Aus meinem Plan den Tisch einfach mit Farbresten zu streichen, damit man nicht sieht, wo ich ein Stück weggenommen habe, wird wohl nichts, denn der Tisch ist ja jetzt an einer Seite offen. Ich könnte mich jetzt damit abmühen, dass wieder hinzukriegen, aber ich kapituliere. Mit meinem Versuch den Tisch zu reparieren, habe ich ihn nur noch kaputter gemacht. Geile Sache. Ich kauf mir einen neuen Couchtisch. Hab eben auch bei Ebaykleinanzeigen geguckt. Der Tisch, den ich hatte(die größere Version mit Zwischenboden LACK von IKEA), gibt es bereits ab 5 € gebraucht – zwar nicht hier in der Gegend, aber in der Großstadt, wo ich mindestens viermal die Woche zum Unterricht hinfahre. Ich werde da heute Nachmittag mal anrufen und fragen, ob und wann ich mir den abholen kann und dann mache ich mir den so zurecht, wie ich das eigentlich für den anderen geplant hatte – also nicht das kürzen, das würde ja genauso wenig gehen, nein, ich meine was anderes: wenn ich den Tisch eh aufmotze und wo ich gerade so schön mit Serviettentechnik experimentiere, habe ich mir gedacht, dass ich doch wunderbar eine Collage von mir, meinen Freunden, meiner Familie und allem, was mir wichtig ist, auf die Tischplatte machen könnte. Das wäre dann ein ganz individueller Tisch, mit persönlicher Note. Und wenn mir die Collage irgendwann auf den Keks geht, kann ich ja erst mal eine Tischdecke drüber legen oder überstreichen. Was mich an mein Moodboard erinnert … ups. Na ja, ich werde das besser dann auch gleich mal ausdrucken und dann kann ich nachher die Mädels fragen, was sie so denken. Frieda kommt um 12 Uhr, sie will mit mir Mittagessen und vielleicht bleibt sie bis abends, mal sehen. Die anderen beiden, Phoebe und Emma wollen auch kommen, um mir beim Einräumen des Zimmers zu helfen. Mal schauen, wann die Polsterbezüge meines Sofas aus der Wäsche kommen. Ach richtig, da waren auch so zwei drei Stellen, die ich noch nähen wollte, oh Mann. Ich hab eben noch mal die Fensterbank übergepinselt und die andere Hälfte, eines kleinen Hockers, dessen dunkles Holz nie zum Rest des Raumes gepasst hat – jetzt ist er weiß. Weiß passt besser. Dann hab ich gestern noch die Zutaten für einen schönen russischen Zupfkuchen besorgt – wusstet ihr, dass russischer Zupfkuchen gar nicht aus Russland kommt? Erstaunlich was? – den will ich dann auch gleich noch backen, damit ich ihn meinen tatkräftigen Helferinnen praktisch als Belohnung anbieten kann. Das haben mir die drei Fragezeichen gut beigebracht: wenn du willst, dass jemand schwere Sachen für dich schleppt, servier ihnen zur Belohnung hinterher einen Kuchen. Bei Justus‘ Tante Mathilda war das zwar immer Kirschkuchen, aber ich bin kein großer Fan von Obst in meinem Kuchen, also gibt es einen, den ich lieber mag. Fensterputzen wollte ich eigentlich auch noch, aber im Zweifelsfall kann ich das auch meine Handlanger machen lassen – hehe. (Fiese Lache hier einfügen). Ansonsten ist alles recht entspannt. Ich weiß, an welche stellen die Möbel in meinem Zimmer sollen, was mir noch zu schaffen macht, ist die Frage, wie ich meinen Lesesessel die Treppe hoch kriegen soll … aber der ist mir gestern doch schon ein wenig wackelig vorgekommen, vielleicht kann ich doch verstehen, warum Mama lieber einen neuen wollte. Für den habe ich jetzt auch rasch auf Ebaykleinanzeigen geguckt, weil ich schon mal dabei war, mit meinen Preisvorstellungen, nämlich möglichst unter 50€ konnte ich da aber keinen schönen entdecken. Grotten hässlich die Teile, die man da teilweise angeboten bekommt …
Jetzt aber mal zu der Feier von Emilia. Viele nette Leute waren da. Ich war überrascht, dass ich doch so gut mit den Freunden von Emilia klar kam. Die haben zwar alle getrunken, aber mit der Aussage, dass ich Fahrer bin, wurde ich dann nicht mehr mit Alkohol belästigt. Bei einem von denen war ich ganz überrascht, dass er mich zur Begrüßung umarmt hat (den anderen hab ich immer nur die Hand gegeben), er meinte wir kennen uns ja schon, was sich hinterher sogar bestätigt hat. Ich wollte ihn zu meinen Facebookfreunden hinzufügen und musste feststellen, dass er bereits unter Bekannte abgespeichert war. Ups. Mein Gehirn hat offensichtlich beim Defragmentieren meiner natürlichen Festplatte unwichtige Daten gelöscht, zum Beispiel, dass ich Emilias Mitbewohnerin schon mal vorher kennengelernt hatte und danach Frieda gesagt hatte, dass ich die sehr sympathisch finde. Bei allen Leuten, von denen ich das Frieda nach dem Treffen davor gesagt habe, war es bei diesem Treffen wieder so. Wenigstens behalte ich dieselbe Meinung von den Leuten, damit habe ich mich eigentlich selbst bestätigen können. Sehr clever. Aber wirklich, war ein netter Abend. Nur nach den vielen Arbeiten an dem Tag, war ich ziemlich erschöpft und echt dankbar, als ich um halb eins Frieda nach Hause fahren durfte. Wir haben dann fast ne halbe Stunde im Auto vor ihrem Haus gesessen und uns über die Leute auf der Party unterhalten – das heißt, wir haben gelästert. Ein Mädchen war da, das meinen richtigen Vornamen ebenfalls hatte, und Frieda und ich haben gemeinsam erleichtert festgestellt, dass wir die gleiche schlechte Meinung über sie haben. Allein die Art, wie sie sich mit ihrem hochrutschenden kurzen schwarzen Kleid und der Strumpfhose lässig auf den Gartenstuhl gelümmelt hat, oder dass sie den ganzen Abend über ihre Sonnenbrille im Haar hatte, oder die Art, wie sie sich bei Gesprächen immer in den Vordergrund rücken muss, um selbst im Mittelpunkt zu stehen. In Emilias Freundeskreis finden dieses Mädchen nämlich alle total nett – die Ansicht teilen Frieda und ich nicht. Gut, sie ist jetzt auch nicht total fies oder so, aber einfach … komisch. Und das Mädchen, das Strumpfhose und Hotpans anhatte – und die hatte WIRKLICH nicht die Beine dafür! So sieht das nicht sexy aus sondern einfach nur, ach keine Ahnung. Komisch halt.

Schwups, wie schnell die Zeit vergeht, ist es wirklich schon so spät? Stimmt es? Jap. Ich hab heute Morgen mit schreiben angefangen, dann hab ich abgebrochen, um mit dem Backen anzufangen. Der Kuchen war super und als meine tatkräftigen Helferinnen ihre Arbeit verrichtet hatten, konnte ich ihnen den Kuchen noch warm servieren. Lecker. Und das schöne ist, dass ich den Rest jetzt selbst essen kann! Jummy! Mein Zimmer oben sieht schon wieder soweit okay aus. Ich muss noch mal durch saugen und die ganzen elektronischen Geräte anschließen. Und das CD-Regal, das noch im PC-Zimmer stand, haben wir vergessen, rüber zu räumen, sowie meine Stehlampe – dann brauche ich noch einen neuen Couchtisch und natürlich muss mein Lesesessel noch hoch, aber das hat Zeit bis meine Eltern wieder da sind. Die weißen Wände kommen mir sehr leer vor, aber ich denke, wenn ich zu meinem Geburtstag erst mal die großen Rahmen gekauft habe, dann wird mein Zimmer erst mal wesentlich besser aussehen. Aber erstaunlicherweise haben Frieda und ich ganz alleine geschafft, mein altes Bücherregal an einen neuen Platz an die Wand zu schrauben, so richtig mit Löcher bohren und allem – und Wasserwaage sagt: absolut gerade. Da war ich echt baff muss ich sagen, gleich beim ersten Versuch und ohne schief hämmern. Einfach so, zack und es hang richtig.
Ein erfolgreicher Tag. Aber ich bin ziemlich geschafft und die scheißige Collage ist immer noch nicht fertig. Der Drucker oben erkennt das Bild nicht, also musste ich es in zwei Teile schneiden und auf meinem kleinen Drucker ausdrucken. Der die Farben etwas gräulich-cremig verändert hat, weswegen ich den Drucker meiner Eltern oben bemühen wollte, aber keine Chance, der druckt streifig. Also ist es jetzt eben gräulich und ich muss das noch irgendwie zusammenkleben. Mal schauen, wie das so hinhaut. Man freu ich mich auf Morgen, wenn ich meine hammermäßig hingeklatschte Collage meiner Klasse vorstellen darf, zusammen mit meinem Buch versteht sich. Die denken doch, ich spinne, wenn ich denen von meiner Zukunftswelt im Jahr 2772 erzähle. Na ja, ist jetzt nicht mehr zu ändern und das Buch braucht ein Cover … Ich bin echt froh, dass ich nur eine kurze Woche habe. Ich hab nämlich jetzt schon keinen Bock auf Unterricht morgen. Mann, Mann, Mann … ich sollte mich gleich noch mal so vor den Fernseher hauen und ein bisschen erholen. Also genug für heute, man liest sich ;)



Samstag, 27. September 2014
13. Blogeintrag
Und schon wieder ist es so spät, als ich anfange zu schreiben. Wichtiges voraus: Ich war in der Fachhochschule, um mich zu exmatrikulieren, aber ich muss den Antrag selbst ausdrucken, ausfüllen und dann einreichen oder per Post zuschicken, zusammen mit meinem Semesterticket und meinem Studentenausweis. Weiß der Geier wo ich diese Fahrkarte gelassen habe, die liegt vermutlich irgendwo im Schlafzimmer meiner Eltern, bei dem ganzen anderen Kram, den ich aus meinem Wohnzimmer geräumt habe. Emma war heute hier und wir haben angefangen mein Wohnzimmer zu streichen. Das Abkleben war eine Scheiß-Arbeit, aber das Streichen an sich macht voll Spaß. Die Schönste Wand und die dämlichste habe ich mir für Morgen zum streichen gelassen. Ich hab noch viel vor für die Gestaltung meines Zimmers. Zum Beispiel plane ich meinen Couchtisch zu kürzen, damit ich die Tischbeine wieder dran befestigen kann (direkt da wo eines der Beine sitzt, ist ein Stück aus der Tischplatte gebrochen) Das wollte ich schon länger mal reparieren und ich denke mir, jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. Wann habe ich schon mal einen vorbereiteten Raum zur Hand, wo ich mit Farbresten den Tisch anpinseln kann, damit man nicht sieht, wo ein Stück abgeschnitten wurde? Und wenn ich schon dabei bin, habe ich überlegt, könnte ich den Tisch mit Serviettentechnik doch etwas aufpeppen, oder nicht? Ich war heute auch in der Stadt und hab bei NanuNana Leinwände gekauft, kleine natürlich nur. Ich hab online gelesen, dass man auch selbstgedruckte Fotos mit Serviettentechnik auf Leinwände bringen kann. Ich fände es ziemlich cool, wenn ich da die Gesichter meiner Freunde drauf bringen könnte und die dann so zusammen an der Wand arrangieren könnte. Die Leinwände waren im viererpack, also wird es etwas eng, wenn ich auch mit drauf will. Nach einigem hin und her hab ich entschieden, Emma, Phoebe, Frieda und mich auf diesen Leinwänden zu verewigen. Emilia gehört eben doch nicht so ganz zu unserer Clique.
Apropos Emilia, ihre Geburtstagsfeier ist Morgen. Da hab ich ja jetzt echt Bock drauf. Eigentlich würde ich lieber einfach Heimwerkeln und danach erschöpft vorm Fernseher lungern. So einfach wird man mir das aber nicht machen. Ich fürchte, ich muss da hin. Schon allein, weil ich versprochen habe, Frieda zu fahren. Emma und Phoebe sind nicht eingeladen, weil Emilla sie nicht so zu ihren Freunden zählt. Das reicht dann wohl, um zu erklären, dass sie kein fester Bestandteil unserer Truppe ist. Ich meine, wir mögen sie und es stört wohl keinen, wenn sie mit dabei ist, wenn wir was machen, aber sie schließt sich mit solchen Kleinigkeiten ein bisschen selbst aus. Deswegen keine eigene Leinwand für Emilia. Boah, freu ich mich auf morgen Abend … es wird nicht mein Essen geben, dafür Alkohol in rauen Mengen, den ich eh nie trinken werde und viele, viele Leute, die ich kaum kenne. Ein wahres Freundesfest. Gestern hätte ich ja auch auf die kleine Feier meiner Mitschülerinnen an der neuen Schule gehen können. Leider, leider war ich aber schon Zuhause und hab aufgrund der langen Anfahrt abgesagt, sonst hätte ich dabei sitzen müssen, während sich die anderen besaufen. Nein, danke. Auch für andere ist es nicht so lustig, wenn ich daneben sitze und nüchtern bleibe. Ich lasse mich zwar von der Stimmung ein wenig mitreißen, aber irgendwo bleibe ich durch intakte Hemmungen dann wohl doch ne Spaßbremse.
Zurück zu den erfreulicheren Themen. Ich muss mal gucken, ob ich irgendwie an meinen Drucker rankomme, damit ich ihn hier unten an meinen PC anschließen kann – dann könnte ich das Exmatrikulationsformular ausdrucken und die eben aufgesuchten Bilder von mir, Emma, Phoebe und Frieda – Für die Leinwände. Das wird noch was … ich hab übrigens nicht nur die vier kleinen Leinwändchen gekauft, sondern noch eine Fünfte, etwas größere – in Herzform. Ich hab nicht die leiseste Ahnung, was ich da drauf machen soll, aber es war zu geil, um die Leinwand im Laden zu lassen. Was mich zurück zu meinem Couchtisch bringt. Da überlege ich auch noch, was genau ich da drauf mache. Ich denke, in schwarz-weiß würde er mir sehr gut gefallen. Ich hab einen Tisch gesehen, denn irgendwelche Leute aufmotzen wollten, die haben den Tisch weiß gestrichen und dann die Tischplatte mit englischsprachigen Zeitungsausschnitten beklebt. Das sah echt geil aus. Aber mir sind leider gerade die anderssprachigen Zeitungen ausgegangen und die normalen aus der Regionalenzeitung, die ich da habe, klingen einfach nach nichts. Das wäre ziemlich lahm. Alternativ könnte ich auch noch mehr Fotos ausdrucken, auf Butterbrotpapier versteht sich, und die dann auf den Tisch kleben. Das wäre erst dann so richtig cool, wenn ich das collagenmäßig aufziehe und ganz viele kleine Bilder drauf mache. Dann hätte der Tisch auch was absolut eigenes. Private Bilder von mir und meinen Freunden, außerdem Fotos aus Filmen oder so? Zeichnungen vielleicht auch … Das wird wohl fast schon ein noch größeres Projekt, als mein Zimmer zu streichen. Allein die Tischplatte ein Stück abzusägen … ja, das wird ein kleines Abenteuer, mal sehen, wie das hinhaut.
Ah, ich hör sie wieder! Die laute Musik … heute Nachmittag war ein Teenager mit seinem kleinen Bruder an meiner Haustür – meine Eltern sind ja im Urlaub, also musste ich öffnen. Ich war leicht irritiert und da sagt der Junge doch: „Ich feiere heute Abend meinen Geburtstag nach und es könnte etwas lauter werden.“ Ich war von dieser Höflichkeit so perplex, dass ich gesagt habe, dass mich das ganz bestimmt nicht stört. Gut, es ist jetzt auch nicht wahnsinnig laut. Also, wenn die Fenster zu sind. Wenn ich mich gleich wie üblich unter offenem Fenster zur Ruhe bette, wird mich das Uscha-Uscha vielleicht doch etwas stören. Aber die Jugend von heute! Klingelt an den Türen der Nachbarn, um Bescheid zu sagen, dass er ne Party gibt! Das hab ich NIE gemacht! Gut, wir waren ja auch nie sehr laut, aber trotzdem. Hut ab.
Meine Hände riechen noch nach Farbe. Bevor ich Morgen zu dieser Party fahre, muss ich mich auf jeden Fall sehr gründlich duschen. Also spätestens dann.
Das Klo oben ist verstopft. Schon wieder. Dieses Mal aber nicht so eklig wie beim letzten Mal, keine braune stinkende Brühe, nur weißliches Wasser mit aufgelösten Papierfasern. Das Wasser läuft aber so schlecht ab, dass ich erst mal keinem empfehlen möchte, da sein Geschäft zu verrichten, sonst wird es am Ende doch stinkende braune Pampe. Hab erst mal ordentlich Chemie drauf gekippt, wie sich das gehört. Ich hoffe darauf, dass die Säure die organischen Stoffe bald zersetzt hat. Bei der Dusche klappt das ja auch. Ich hätte nämlich nicht den Schneid, das zu tun, was Papa beim letzten Mal gemacht hat, als das Klo verstopft war. Als geholfen hat, ist er einfach mit der Hand in die Brühe gegangen und hat rausgezogen, was er erwischen konnte. Eklig! Bah … Das würde ich nicht machen, nicht mal, wenn das Klo dabei so sauber aussieht, wie jetzt.
Was meine Moodboard-Collage angeht, habe ich ein großes Stück alte Finnpape gefunden. Mindestens DinA3 groß, da werde ich die Collage drauf machen, damit sie stabil ist. Und ich werde entweder meine letzte oder meine vorletzte Collage oben an dem schrottigen DinA3 Drucker ausdrucken. Ich hab die Versuche als Bilddatein auf einen USB-Stick gezogen, das ist das einzige, was der Drucker drucken kann.
Mit dem Text für Mittwoch oder dem Bild für Dienstag bin ich noch nicht weitergekommen. Aber ich hab mir hier unten im Esszimmer einen vorrübergehenden Arbeitsplatz eingerichtet. Das ist das Schöne daran, wenn die Eltern weg sind, man hat die Freiheit, sich auszubreiten, so viel man will. Normalerweise weiß ich diese Freiheit hier unten zu machen, was immer ich will, gar nicht richtig zu würdigen. Ich hab ja schon ein Wohnzimmer, warum sollte ich das hier unten benutzen, wo ich oben doch alles habe, was ich brauche? Aber jetzt, da oben abgebaut ist, habe ich hier unten schöne Alternativen gefunden. Alles läuft soweit gut. Vielleicht schreibe ich gleich auch noch etwas an meinem Buch weiter? Ich könnte, wenn ich wollte. Gott, ich hab noch so viel zu tun. Ich fürchte, mein Buch wird warten müssen. Spätestens im Unterricht, nächste Woche, werde ich mich der Korrektur wieder ausführlich widmen können.
Ich glaube, ich würde Morgen auch gerne Einkaufen fahren, ich war zwar heute schon, aber ich hatte keine Ahnung, dass wir nur noch so wenig Zucker haben und Eier könnten wir auch mehr vertragen. Ich würde nämlich gern einen Kuchen backen. Ameisenkuchen/Stracciatellakuchen! Wir haben noch offenen Eierlikör, der muss schließlich weg und so erfüllt er noch einen leckeren Zweck. Also Plan für Morgen: zwei Wände streichen, Couchtisch kürzen, wieder zusammenbauen und streichen, einkaufen, Kuchen backen, Moodboard ausdrucken, Zeichnung für Dienstag weitermalen, Text für Mittwoch zu schreiben beginnen, Serviettentechnik auf die Leinwände machen, ausgiebig duschen und auf Emilias Geburtstagsfeier gehen. Gut, dass ich mir nicht viel vorgenommen habe, oder so. Ich sollte noch mal nachharken, ob sich jemand angemeldet hat, der mir Morgen mit streichen helfen will. Meine Freunde wollen ja alle allzu gern Wände streichen. Kann ich verstehen, macht ja auch Spaß. Ich glaub, ich stell mir besser wieder einen Wecker. Und vielleicht fange ich gleich schon mit der einen oder anderen Sache für Morgen an … streichen oder sägen werde ich heute Abend vermutlich nicht mehr, aber es gibt ja noch genug andere Dinge, die ich machen könnte. Mir wird wohl schon was einfallen. So viel dazu, man liest sich ;)



12. Blogeintrag
Schau einer an, da ist schon wieder Freitag. So schnell kann das gehen. Die Wochen an meiner neuen Schule sind ja sowieso kürzer, alle zwei Wochen habe ich freitags frei. Das ist auch der Grund, warum ich so spät noch wach bin. Sonst wäre ich schon lange im Bett. Ich hab heute damit angefangen mein Wohnzimmer auszuräumen, aber wenn ich ehrlich bin, war ich nicht sehr motiviert dabei. Morgen kommt Emma vorbei und hilft mir mit dem Streichen, das heißt, wenn ich bis dahin das Zimmer leergeräumt habe.
Ich hab große Pläne für Morgen. Ich will früh aufstehen – nicht vor 8 Uhr aber doch um den Dreh (erstaunlich, wie sich alles verschiebt, wenn man sonst immer in der Woche kurz nach 5 Uhr aufstehen muss. 8 Uhr klingt jetzt für mich schon nach ausschlafen. Verrückt). Ich muss morgen auf jeden Fall einkaufen und ich hab auch vor an meiner FH vorbeizuschauen – ich hab mich immer noch nicht abgemeldet, sollte ich vielleicht mal machen.
Und dann, ja, streichen und so.
Außerdem hab ich noch Hausaufgaben für nächste Woche zu erledigen. Erstaunlich, wie anstrengend es jetzt ist eine Collage zu erstellen, wenn ich mich vor der Note fürchten muss, die ich dafür kriege. Wir sollen unsere Collagen und unsere Bücher, für die wir unsere neuen Cover gestalten sollen, vor der Klasse vorstellen. Das ist mir ein bisschen unangenehm. Noch habe ich nur der Lehrerin und einer sehr sympathischen Mitschülerin von meinem Buch erzählt.
Jede Information, die diese Menschen über mich bekommen, verändert die Art, wie sie mich sehen. Ich hab ein bisschen Angst vor den Reaktionen … andererseits, was sollen sie schon sagen? Ich sollte an dem Roman mal weiterkorrigieren. Beim letzten Mal bin ich exakt auf Seite 100 stehen geblieben. Mitten in der Beerdigung. Aber ich hab noch etwas weniger als 400 Seiten vor mir und meinem Korrekturlesen würde ich nicht trauen. Ich mache furchtbar viele Fehler beim Schreiben – also zumindest sagt man mir das ständig. Es könnte daran liegen, dass ich einfach so runter schreibe, was mir in den Sinn kommt. Und nicht jeden Satz noch mal lese, bevor ich weiterschreibe. Es kommt eben wie es kommt.
Eine Collage, ein Moodboard, das das Gefühl meines Buches einfangen soll, ist schwierig zu gestalten. Ich würde sagen, es ist ziemlich kühl und farblos, also überwiegend. Ich würde mich gerne auf die Stadt konzentrieren, in der die Handlung spielt. Dadurch wirkt meine Collage aber mindestens so leer und freudlos wie dieses trostlose Zuhause in dem Buch. Die Gefahr für mich besteht darin, dass ich immer alles schön und angenehm anordnen will und wenn diese Collage zu leer wirkt … kommt es mir vor, als wäre sie unfertig. Als hätte ich mir nicht genug Mühe gegeben … das ist sehr ärgerlich. Weiß und farblos wie die Städte …
Das Moodboard muss bis Montag fertig sein. Ich hab echt keinen Bock auf Montag – gut, heute ist auch noch Donnerstag, jetzt ist erst mal Wochenende, aber der nächste Montag kommt bestimmt. Zu Dienstag soll ich eine Zeichnung fertigstellen und am Mittwoch darf ich einen Text über „Design und Gestaltung als Mittel zum Zweck und die Verwendung von Stilmitteln“ schreiben. 350 Wörter – das ist nicht viel, aber wir müssen es abgeben und ich fürchte mal, dass es benotet wird. Jippi …
Ich hab gleich gewusst, dieses Studium würde nicht ewig so spaßig und locker bleiben wie in dieser ersten Woche. Der Ernst des Lebens beginnt. Auch wundere ich mich sehr darüber, dass wir noch gar keinen Englisch Unterricht haben – wann wollen die uns eigentlich auf unseren Sprachtest vorbereiten? Den vor dem Auslandsjahr?
Aber heute ist etwas passiert, was mich zutiefst beruhigt. Ich weiß nicht, ob viele von euch das kennen, aber ich hatte schon häufiger diese Träume, die später real werden. Wenn man da steht und ein Déjà-vu hat, weil man sich plötzlich daran erinnert, dass man das Ganze schon einmal erlebt hat. Meine Mutter meinte mal, als ich sie danach fragte, sie hätte es in ihrer Jugend manchmal gehabt, aber jetzt schon lange nicht mehr. Ich hab es noch. Ich weiß noch, wie ich einmal nicht zu dieser Woche Schüleraustausch gefahren bin und stattdessen mit einer Freundin eine Woche lang in dem Jahrgang unter uns am Unterricht teilnehmen musste. Ich hatte davor noch nie in diesem Klassenzimmerunterricht gehabt, aber während dieser Woche hatte ich einen verrückten Traum. Ich saß in genau diesem Klassenzimmer, in dem ich derzeit mit der anderen Klasseunterricht hatte, aber ich war mit meiner eigentlichen Klasse dort. Ich hatte Geschichte, bei einem Lehrer, der für seinen Deutschunterricht gefürchtet wurde und den ich bis dato nur in Philosophie gehabt hatte. Er ging vor meinem Tisch in der ersten Reihe auf und ab – stink wütend wie er war diktierte er irgendwas Verrücktes mit russischen Namen, die ich nicht buchstabieren konnte. Ich fand den Traum schräg und hab auch der Freundin davon erzählt.
Die Woche endete, ich hatte wieder regulären Unterricht und vergaß den Traum. Im übernächsten Schuljahr kam meine Klasse in genau das Klassenzimmer, von dem ich geträumt hatte, ich saß in der ersten Reihe, als mein Philosophielehrer, den ich nun auch in Geschichte hatte, verärgert über die vielen Schüler ohne Hausaufgaben beschloss uns die Daten der russischen Revolution zu diktieren, was wir später auswendig lernen sollten. Und als ich so dasaß und mitschrieb, kam mir wieder die Erinnerung – dass ich genau davon vor zwei Jahren geträumt hatte. Alles war identisch.
Das war das erste Mal das ich so einen Déjà-vu-Traum hatte. Ich hab mir eine eigene Erklärung dafür überlegt, wie ich von etwas träumen konnte, was noch nicht passiert war. Ich meine, wie hätte ich diese Zukunft vorhersehen können? Ich kam zu dem Schluss, dass es eine Seele gibt, die unabhängig von Zeit und Raum ist. Sie steckt in meinem Körper und erinnerte sich an Dinge, die noch gar nicht geschehen waren, um durch mein Unterbewusstsein zu mir zu sprechen. Die Aufgabe dieser Träume ist es, mir meinen vorbestimmten Weg zu zeigen, das Schicksal, für das ich bestimmt bin. Solange ich also Déjà-vus habe, weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Solange meine Träume wahr werden, weiß ich, dass mein Leben genauso verläuft, wie es sollte.
Und heute ist es wieder passiert. Ich saß in meiner neuen Schule, neben meinen neuen Mitschülern und malte ein Comicbild aus, dass ich hatte zeichnen sollen. Und mit einem Mal erinnerte ich mich. Ich weiß nicht mehr wann, aber ich weiß, dass ich davon schon einmal geträumt hab. Ich konnte mich daran erinnern, in dem Traum genau dieses Comic gesehen zu haben und sogar den Raum aus dieser Perspektive gesehen zu haben. Sogar meine Sitznachbarin war in diesem Traum gewesen … Und das sagt mir: ich bin auf dem richtigen Weg.
Ich weiß, viele Menschen würden nicht glauben, was ich sage, oder nachvollziehen können, warum ich diese Überzeugung vertrete. Es ist keine der großen Religionen. Ich weiß, dass mein Glaube nicht gerade populär ist, aber es ist meiner. Ich muss nicht an den Himmel glauben oder an den Teufel, nicht an Adam und Eva, Moses und Jesus. Aber ich glaube, dass es etwas gibt, das alles in diesem Universum steuert. Etwas Größeres als du oder ich. Ein Gott? Ich würde mich da ungern festlegen, das Wort ist schon so vorbelastet … ich glaube an Schicksal. Ich denke, es gibt einen vorbestimmten Pfad für jeden von uns, aber wir haben einen freien Willen und die Möglichkeit, dem Leben, wie es eigentlich verlaufen sollte, den Rücken zu kehren. Aber wenn wir unseren Weg verlassen, finden wir ihn nie wieder und wenn wir so verloren sind, werden wir auch nie so glücklich sein, wie unserer richtiger Weg uns gemacht hätte.
Ich weiß nicht, wofür es gut ist, dass mein Leben genau so verläuft, wie es nun einmal ist, aber ich glaube fest daran, dass es einen größeren Grund dafür gibt. Es ist vorherbestimmt. Und ich habe nicht vor, meinen Schicksalspfad zu verlassen und mich im Dunkeln zu verlieren. Es ist sehr beruhigend für mich, ein Déjà-vu zu haben, es heißt, dass ich alles richtig gemacht habe. Und es tut ungemein gut das zu wissen.
Oh schon nach Mitternacht? Ich sollte wirklich ins Bett. Genug tiefgründiges Gerede. Soviel dazu, man liest sich ;)



Montag, 22. September 2014
11. Blogeintrag
Memo an mich selbst: „Wo du sitzt ist wer du bist!“ In der neuen Klasse habe ich jetzt drei verschiedene Sitzplätze ausprobiert, vorne in der ersten Reihe am Gang, erste Reihe Fensterplatz und zweite Reihe neben der Wand. Rückblickend war der erste davon der Beste. Wenn man im Zentrum sitzt, bleibt einem überhaupt nichts anderes übrig als dem Unterricht zu folgen. In der zweiten Reihe, wo ich heute sitze, fühle ich mich viel weniger am Unterricht beteiligt. Vielleicht kommt es auch auf das Fach an. GTG – „Grafik und Textelemente gestalten“ ist ein Fach, das mich sehr interessiert, hier wird das Buchcover gestaltet, aber unsere Lehrerin gibt sehr viel auf das Unterrichtsgespräch und die mündliche Mitarbeit, was sie mir auch schon gesagt hat. Sie meint, ich sollte mich mehr melden. Ich bin eigentlich nicht schüchtern, nicht richtig. Aber manche Dinge, die sie gesagt werden, sind für mich dermaßen offensichtlich, dass es mir zu blöd ist, das für sie aufzuzählen. Dann bin ich hier auf dem Platz dermaßen abgelenkt – ich hab heute auch zum ersten Mal meinen Laptop da und sofort bin ich abgelenkt. Ich habe etwas an meinem Buch weiterkorrigiert und schreibe jetzt sogar im Unterricht einen Blogeintrag. Ja, ja, ich schäme mich auch.
Jey, Einzelarbeit! Da kann man zumindest nicht zu wenig sagen! Wir sollen „starke Bilder“ und „starke Bildwelten“ suchen. Ohne irgendwelche Erklärung, was eigentlich stark heißt. Super Sache und so. Ich hab noch nicht meinen neuen Laptop und ich hab auch kein Internet hier, also hab ich mal eben schnell meine Festplatte durchforstet. Ich hab jetzt drei Bilder, die ich stark finde. Soll es designt sein, oder nicht? Ich hab jetzt nichts was wirklich in den Bereich geht. Einerseits habe ich eine comichafte Zeichnung wiedergefunden, auf der die Welt dargestellt ist. Die Kontinente werden dargestellt durch Dinge, die wir sofort mit dem jeweiligen Land in Verbindung bringen – ein Beispiel: Australien ist ein Känguru, das geduckt springt, eben in Form des Landes gebracht ist, das es darstellt. Das Bild finde ich echt stark. Dann habe ich eine Zeichnung gefunden, aufgeteilt in vier Teile. Auf dem ersten lässt ein kleiner Junge morgens neben einem kleinen Bäumchen einen Drachen steigen, auf dem zweiten küsst sich ein Liebespaar unter dem etwas größeren Baum im Sonnenlicht, auf dem dritten steht ein alter Mann alleine beim Sonnenuntergang vor einem Grab neben dem ausgewachsenen Baum und auf dem vierten ist der Baum gefällt und unter dem Sternenhimmel sieht man das Grab des Mannes neben dem seiner Frau. Der Kreislauf des Lebens, das ist traurig aber voll schön und deswegen finde ich es auch stark. Die Aussage davon ist einfach so gewaltig.
Das dritte Bild ist eine Zeichnung, die ich mal online gefunden habe. Eine Frau in einem weißen Kleid sitzt auf dem Boden vor einem Spiegel. Man sieht sie nur von hinten und eben ihre Reflektion im Spiegel. Im Spiegel lächelt sie und sie hat Engelsflügel. Die Frau und ihr Spiegelbild haben die Hände gegeneinander gelegt, als würden sie versuchen sich durch das Glas hindurch zu berühren. Ich hab das Bild nie ganz verstanden, aber ich finde es trotzdem sehr schön und unglaublich inspirierend. Als könnte sie durch den Spiegel mit einer anderen Version von ihr selbst sprechen, als wäre der Spiegel ein Portal in eine andere Welt. Vielleicht eine Parallelwelt. Oder der Spiegel gibt ihr die Möglichkeit mit ihrer eigenen Seele zu sprechen. Oder vielleicht sieht sie in dem Spiegel ihren Schutzengel, der genauso aussieht wie sie selbst nur eben mit Flügeln? Es gibt so viele Arten, das Bild zu deuten, dass finde ich echt stark!
Oh, eine neue Aufgabe, die wir bearbeiten sollen, während wir darauf warten, dass der USB-Stick rumgeht, wo wir jeder unser „starkes Bild“ drauf ziehen sollen. Ich kann mich nicht entscheiden! Ich mach einfach alle drei drauf! Ich hoffe, ich muss die nicht erklären … da würde ich mich aber selbst ins Fleisch schneiden … Ach, jetzt hab ich das gemacht. Hoffen wir das Beste. Hab auch kurz mal einen Blick auf das geworfen, was die anderen so drauf gezogen haben. Das war ja mal Kilometerweit entfernt von den Zeichnungen, die ich rausgesucht habe. Ich bin eben doch ein Freigeist. Die neben mir hat jetzt den Stick und albert lieber auf tumblr. rum statt ihr Bild auf den Stick zu ziehen. Das würde ich ja nicht machen, also dafür hab ich die Skizzenbücher versehentlich aus dem Verkehr gezogen. Ups.
Na ja, also die neue Aufgabe ist: „Wirkung von Bildern – Warum sind manche Bilder in der Übertragung einer Information schneller oder besser verständlich als Texte?“ Gute Frage. Ich mach mir einfach mal ein paar Überlegungen hier hin, in meinen Blog. Das wird das Beste sein. Ganz ehrlich, ich hab keine Ahnung, es ist halt so. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, man hat alles prägnant auf einen Blick. Ich hab auch mal gehört, dass wir beim Fernsehen 85% der Dinge, die wir uns merken, sind Bilder – vielleicht sogar mehr.
Ah, es hat zu regnen aufgehört! Hab ich heute echt noch bis 15 Uhr? Es ist gerade mal 11 Uhr. Hätte jetzt schon Bock auf Zuhause. Scheiß Montag. Vorhin in der Pause hatte jemand „Tell me why I don’t like Mondays“ angemacht, oder wie das Lied heißt. Das traf meine Stimmung ziemlich gut.
So es ist halb 12. Die Hälfte des Schultages ist um. Ökotabak für Zigaretten? What the fuck?! Hab ich gerade gehört. Warum sollte man sich die Mühe machen Zigaretten umweltfreundlicher zu machen? Einfach mit rauchen aufhören, Herr Gott!
Oh toll, jetzt bringt man mir bei, wie ich Leute bescheißen soll, damit die immer wieder neue Sachen brauchen – das war ja nun nicht so clever von mir.
Ich hab mich das erste Mal gemeldet im Unterricht bei Andrea. Yes! Ich konnte was zu Gehirnhälften sagen. Wir haben eben gelernt: „Die rechte, die emotionale Gehirnhälfte/das Unterbewusstsein trifft die Entscheidung und die andere, die logische, die linke Gehirnhälfte erklärt dann nur noch, warum wir das entschieden haben.“ Deswegen müssen Bilder emotional sein und deswegen können wir mit Bildern so gut werben.
Alle drei Bilder wurden besprochen. Ich musste selbst was dazu sagen. Vor Menschen! Hilfe! Hab’s aber gut überstanden. Gleich viertel nach 2. Noch ne dreiviertel Stunde. Oh fantastisch, jetzt sollen wir selbstständig an unseren Moodboards weiterarbeiten und ich hab weder Internet noch Photoshop. Ich bin begeistert. Ich werde mich zu Tode langweilen!

Mann ... auf der Rückfahrt hatte ich dann einen richtigen Durchhänger. Stau auf der Autobahn, außerdem zu wenig zu Mittag gegessen - kennt ihr das, wenn man hungrig ist, dass man dann auch automatisch schlecht gelaunt ist? Liegt an dem fallenden Zuckerspiegel. Hatte ich heute auch und dass nachdem mir auch schon den ganzen Tag mein scheiß-BH-Bügel ins Fleisch geschnitten hat. Bin Hungrig einkaufen gefahren - kleiner Tipp, sollte man nicht machen. Die Hälfte von dem, was ich unbedingt kaufen musste, brauchte ich eigentlich nicht. Tja, was soll's, hab ich halt einen kleinen Vorrat da, schadet ja auch nicht. Zu allem Überfluss hab ich jetzt voll das schlechte Gewissen, weil ich meinen Eltern den Vertrag gezeigt hab und da drauf steht, wie wahnsinnig teuer dieses Bezahlstudium an der Privatschule eigentlich ist. Meine Fresse ... Mama sagt zwar, für meine Ausbildung zahlen sie das gern, aber ich spüre jetzt einen deutlichen Leistungsdruck auf mir. Ich muss dieses Studium bis zum Ende durchziehen. Und da war der Auslandsaufenthalt noch nicht mal mit drin ... was das alles kostet! So viel erstmal dazu, man liest sich ;)



Mittwoch, 17. September 2014
9. Blogeintrag
So schnell kann das gehen! Ich war heute bei der Informationsveranstaltung in der Schule für Mediendesign. Als ich da ankam, musste ich mit einem unangenehmen Gefühl in der Magengegend feststellen, dass nicht sonderlich viel los war. Ich drückte mich um den Raum, der per Hinweisschilder als Ort der Informationsveranstaltung zu erkennen war. Ein älterer Herr kam dazu und fragte mich, ob ich wegen der Veranstaltung da sei, ich bejahte und wie sich herausstellte, war ich die einzige, die gekommen war, um sich die Präsentation anzuhören. Der freundliche Mann war der Direktor der Schule und Leiter des Mediengestalter-Teils der Schule. Tja, gut, hat er also seine Diashow mit mir durchgezogen und das alles mehr oder weniger mir im Einzelunterricht erzählt. Anschließend fand dann wohl das „persönliche Gespräch“ statt, wobei der Übergang da recht fließend war. Dieser Studiengang klang nach all dem, was ich mitbekommen hatte, also wirklich sehr nach dem, was ich mir für mich selbst vorgestellt hatte. Es klang nach Spaß und wie ich bereits in früheren Beiträgen gesagt habe, war mir das für meinen späteren Beruf das wichtigste. Ich hatte nicht das Gefühl, dass es ein wirkliches Vorstellungsgespräch war, aber ich scheine einen recht sympathischen Eindruck gemacht zu haben, jedenfalls hat der Schulleiter mir vorgeschlagen, die nächsten drei Tage schon mal dem Unterricht der neuen zu folgen. Ich würde als neue Mitschülerin vorgestellt werden und dass ich noch nicht wirklich eingeschrieben bin, wäre „unser kleines Geheimnis“. Am Ende der drei Probetage könnte ich mich dann mit dem Klassenlehrer zusammensetzen und klären, ob ich dort bleiben möchte, und ob die Schule mich da weiter haben möchte – in dem Fall hätte ich ein bezahltes Studium (deren Kosten meine Éltern übernehmen) an dessen Ende ich die Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin und den Bachlor of Arts vorzuweisen hätte.
Bislang bin ich von der ganzen Sache ziemlich begeistert, auch wenn mir etwas vor dem morgigen Tag graut. Ich werde richtig aus meiner Ferienstimmung gerissen und ohne viel Federlesen in den neuen Schulalltag geworfen. Erster Schultag, an der neuen Schule, in der neuen Klasse – und da sind fremde Menschen! Hilfe! Und dann bin ich auch noch „die Neue“, ganz toll … na ja, so viel hab ich noch nicht verpasst. Der Unterricht hat am 11ten September begonnen, also vor 5 Tagen und da ist auch ein Wochenende mit drin. Das müsste noch zu schaffen sein. Mal sehen, vielleicht gefällt es mir ja doch nicht – ich hab „Mirja“ gesagt! Entschuldigung, das ist so eine Angewohnheit von mir, wenn in einem Satz „da ja“ vorkommt, sag ich auch: „Ich hab Darja gesagt!“, das ist, wenn man sich einmal für solche Namen sensibilisiert hat. Wo war ich? Ach ja, es besteht die Möglichkeit, dass mir doch nicht gefällt, was sich wirklich hinter diesen schönen Fachbegriffen versteckt, aber das werde ich sehen.
Noch etwas, dass mir auf den Keks geht: ich bin gewohnt, bis 10 Uhr zu schlafen und jetzt muss ich um 10 Minuten vor 8 Uhr morgen da sein! Und ich fahre mindestens eine Stunde dahin! Also muss ich aller spätestens um 7 Uhr losfahren, sprich fertig sein mit duschen, anziehen, frühstücken und einfach allem! Außerdem: wie und wo kann ich denn da morgen Mittagessen? Der Unterricht geht bis 15.15 Uhr! Und es gibt nur eine kleine Mittagspause von 13 bis 13.45Uhr. Ich weiß nicht, wo man da in der Gegend essen kann. Ich würde mir ja (ich hab schon wieder „Mirja“ gesagt!) ein Brot schmieren, aber wir haben auch nur noch altes Brot – im Normalfall brauche ich das auch gar nicht. Ich frühstücke ja nicht, wenn ich so lange schlafe, esse dann warmes Mittagessen und abends noch ein Süppchen und dann ist gut. Da esse ich meist kein Brot, ich konnte ja nicht ahnen, dass ich so schnell welches brauchen würde. Hmmm, wir haben noch Äpfel … ich denke, ich nehme mir morgen mal ganz vorbildlich Obst mit in die Schule und mal sehen, vielleicht gibt es ja doch eine Cafeteria oder einen Kiosk. Auf der Internetseite steht dazu nichts. Ärgerlich. Ansonsten esse ich total ausgehungert auf dem Rückweg von der Schule – von der Autobahn aus habe ich einen McDonalds auf dem Weg gesehen. Wette, wenn ich morgen nach Hause komme, haben wir neues Brot? Wenn nicht, fahre ich eben morgen Abend noch mal los, welches kaufen. Heute ist es dafür zu spät. Ich hätte da vielleicht Zeit für gehabt, wenn heute nicht auch noch der Geburtstag meiner Oma gewesen wäre – kein runder Geburtstag oder so, nein. Das Kaffeetrinken hab ich verpasst, aber zum Abendessen war ich da. Oma hat sich ziemlich daran gestört, dass ihre Stieftochter, meine nicht richtig verwandte Tante nicht da war – die hat sofort, als meine Oma ihr die Einladung ausgesprochen hat, gesagt, dass sie nicht kann, weil sie auf Geschäftsreise ist. Sowas kann meine Oma nicht verstehen, sie hatte nie irgendwelche Geschäftsreisen, bei ihrer Arbeit am Laufband. Sie meint, dass meine Tante das da ja noch gar nicht mit Gewissheit wissen kann, ob sie auf Geschäftsreise muss und dass sich meine Tante nur vor der Feier drücken wollte – was ich, nebenbei bemerkt, nicht glaube. Ich hatte auch den Eindruck, dass sie etwas verärgert darüber war, dass ich so spät gekommen bin. Aber zu diesem Gespräch war ich schließlich erst gestern eingeladen worden und das das für meine weitere Laufbahn wichtig war, kann sie wohl auch nicht verstehen. Zugegeben, ich hab mir nicht die Zeit genommen, es ihr noch mal im Detail zu erklären – sie hatte ihre Hörgeräte nicht drin und hätte mich eh nicht verstanden.
Mein Schwager (der Freund meiner Schwester, mit dem sie jetzt schon seit 6 oder 7 Jahren zusammen ist, zusammen wohnt und sich eine Katze teilt) hat die Broschüre gelesen, die ich mitgebracht habe. Darin stand, dass ich an dieser Schule die normalen Schulferien des Bundeslandes haben werde. Am 27. Oktober beginnen die Herbstferien – optimal! Ich bin nicht faul, ich bin an Energiesparmaßnahmen interessiert. Außerdem kommt davor noch das leicht verlängerte Wochenende mit dem Tag der deutschen Einheit am 3ten Oktober – ein Freitag.
Morgen ist es genau eine Woche, bis meine Eltern in Urlaub fahren. Was mich wirklich wurmt, ist, dass ich geplant hatte, an dem Mittwoch, an dem sie fahren, mit dem renovieren zu beginnen. Das muss ich jetzt aber wohl aufs Wochenende verschieben, schließlich habe ich in der Woche lange Unterricht. Na gut, 15.15 Uhr ist nicht lang, aber immerhin muss ich danach noch über eine Stunde nach Hause fahren und am nächsten Tag wieder früh aufstehen. Was für eine Schinderei. Ach, verdammt und dieses Wochenende die Fahrt nach Oldenburg – ganz ehrlich, ich würde mich freuen, wenn da mal wer anders fahren würde. Lange Strecken mit dem Auto zu fahren ist auf die Dauer nervig und anstrengend.
Mal etwas vom Thema weg, eine andere Sache, die in den letzten Tagen passiert ist. Mein Drucker funktioniert! Ja, ich weiß, das klingt neben den ganzen großen und wichtigen Themen etwas lahm, aber ich hab mich echt gefreut. Dieser Drucker! Wegen dem hatte ich voll Streit mit meiner Mutter. Dann hatte ich endlich einen ersten normalen kleinen Drucker für mein Zimmer, da hat der es nicht hingekriegt mit Farbe zu drucken, die Patrone, mit der ich den gekauft hatte (Privatkauf auf ebay) war wohl leer. Daraufhin hab ich natürlich eine neue gekauft, weil ich geizig bin, keine Originalpatrone und zack – was eigentlich grau sein sollte, war ein dreckiges braun. Die Farben waren alle nicht so, wie sie sein sollten. Aus Verzweiflung, habe ich meinen Drucker dann eine ganze Zeit nicht mehr angemacht, aber neulich, als ich die Mail ausgedruckt habe, die ich von der Schule bekommen habe (die Einladung zur Informationsveranstaltung) also gestern, da war es ja eigentlich wurscht in welchen Farben der druckt und plötzlich war alles in Ordnung. Ich hab noch mal was testgedruckt und keine Probleme. Der Drucker hat sich wohl irgendwie gefangen! So konnte ich gestern Abend direkt mit meinem kleinen Nebenprojekt anfangen: endlich mal hübsche Cover für alte, selbstgebrannte CDs.
Soviel dazu, man liest sich ;)



Mittwoch, 10. September 2014
7. Blogeintrag
Gott, ich liebe das, wenn ich beim Mittagessen mit meinen Eltern sitze und sie die harmonische Stille damit unterbrechen, mich nach meiner Zukunft zu fragen.
Wenn ich der Meinung bin, dass Architektur so gar nicht das richtige ist, dann soll ich mir was suchen, dass es ist. Etwas, wo ich 100%ig hinter stehe und ganz egal was. Wenn ich irgendwo hin will um irgendwas zu studieren und nur noch am Wochenende nach Hause käme, wäre das für sie in Ordnung. Sie würden mir mit Freuden irgendwo eine Wohnung finanzieren. Eine Ausbildung, ein Studium oder ein Praktikum – ich soll machen, was ich will, aber es wird kein Jahr rumgehangen. Soweit so gut. Klingt toll, das Problem ist, dass genau die Sache, die ich zu 100% machen will, aus ihrer Sicht brotlose Kunst ist: „Schriftstellerei ist ein Hobby nicht mehr. Das kannst du ja gerne nebenbei machen. Wir wünschen dir so, dass du dein Buch veröffentlichen kannst und wären dann auch wirklich stolz auf dich, aber wir glauben nicht, dass das ausreicht und du tatsächlich vom Schreiben leben kannst.“ Dann kommen sie mit ihren Schätzwerten, wie wenige Schriftsteller in Deutschland ihrer Meinung nach überhaupt so weit kommen.
Ich soll also machen, was ich will, aber das was ich will, geht nicht. Ich kann hingehen, wo ich will, aber ich will gar nicht weg von hier. Nicht unbedingt aus diesem Haus, ich würde gerne ausziehen, aber ich will meine Heimat nicht hinter mir lassen. Ich möchte hier sein, wo meine Familie und meine Freunde sind. Was soll ich wo anders?
Frida war für vier Wochen in Oslo und obwohl sie es nicht deutlich gesagt hat, hab ich erkannt, dass sie es in dieser langen Zeit da, nicht geschafft hat auch nur einen Menschen zu finden, in dessen Gesellschaft sie sich dort nicht allein vorgekommen ist.
Hier bin ich geboren, hier bin ich aufgewachsen, hier sind alle, die ich liebe. Warum sollte ich fortgehen? Und was sollte ich an diesem anderen Ort tun? Was könnte es da geben, was es hier nicht gibt? Welchen Beruf soll ich denn bitte erlernen? Meine Eltern haben zu mi gesagt, dass ich ja offenbar auch nicht zu 100% hinter dem Lehramt stehe, also sollte ich es lassen. Es würde nichts bringen, etwas nur halbherzig zu machen. Das macht mich echt fertig. Sie tun so, als würde es mir nach ihrer kleinen Ansprache plötzlich wie von Zauberhand einfallen, was ich wirklich will. Als hätte ich plötzlich die Lösung für all ihre und meine Probleme. Dem ist aber nicht so. „Knie dich rein“, sagen sie zu mir, aber bitte – worein denn?
Als ich dann heute Nachmittag den Fernseher angemacht habe, kam meine Mutter zehn Minuten später an meine Tür und fragte mich, was ich denn jetzt tun würde. Ich sagte ihr, ich hätte recherchiert und würde gerade Pause machen, weil ich fand, dass es besser klingt, als zu sagen, dass ich nicht die leiseste Ahnung habe, was ich tatsächlich machen soll. Daraufhin meinte sie, ich würde immer nur Pausen machen, sogar Pausen von den Pausen und dass die Art, wie ich mein Leben lebe, verursacht bei ihr Stress und das man ihr jedes Mal in der Kur sagt, sie solle Stress vermeiden. Super Danke, jetzt fühle ich mich gleich viel besser.
Mein Vater sagt, man kann nicht immer das tun, was man am liebsten möchte. Er wollte damals Sozialarbeiter oder Bibliothekar werden. Sozialarbeiter hat er dann aber erkannt, hätte er als harmonieliebender Mensch nicht auf Dauer ertragen. Und als Bibliothekar hat er keine Stelle gefunden. Deswegen hat er bei einer Bank angefangen. Und dabei hätte er ja durchaus Erfolg gehabt. Das hält er wohl für ein sehr gutes Beispiel, wie etwas, dass man für sich erst nicht als richtig ansieht, hinterher doch richtig gut ist. Klingt ja auf den ersten Blick ganz nett, nur leider ist es das nicht. Was meint er mit erfolgreich? Das er Karriere gemacht hat und in der Führungsebene mitmischen kann oder dass es uns nicht an Geld mangelt? In diesen beiden Punkten hätte er recht, da war er erfolgreich. So erfolgreich, dass er vor fünf Jahren mit Burnout und Depressionen zusammengebrochen ist, eine Kur und Therapie begann, wo er sich neu verliebte und meine Mutter verlassen wollte. Nach einigen Wochen, die er allein gelebt hat, haben sich meine Eltern zwar wieder angenähert und er ist auch wieder eingezogen und alles blieb scheinbar beim gleichen, aber seit dem muss er täglich diese Tabletten nehmen, damit er nicht wieder in seine Depressionen zurückfällt. Wow, so erfolgreich will ich auch unbedingt sein. Hört man die Ironie?
Er ist also tatsächlich ein gutes Beispiel – ein gutes Beispiel für das, was mir nicht passieren soll, was ich um jeden Preis verhindern will.
Ich weiß, dass meine Eltern das nicht verstehen, dass sie nur mein Bestes wollen und dass sie sich deswegen so über meine antriebslose Jobsuche stressen, weil sie mich lieben und versorgt wissen wollen.

Die Frage ist: „Wo sehe ich mich selbst in 20 Jahren? Was möchte ich für mich in der Zukunft erreichen?“ Ich hab einen Traum, wie wohl jeder einen hat, wie ich einmal leben will. Diese Vorstellung von meiner Zukunft enthält aber keine fliegenden Autos, Dienstroboter oder Riesenvillen. Nein … mein Wunschtraum sieht ganz anders aus:
Ich möchte ein Häuschen, nichts großes, nur für eine Person. Ein Schlafzimmer, mit einem weichen, stabilen Bett, ein Badezimmer mit Dusche und Badewanne, eine kleine Speisekammer, neben der Küchenzeile im Wohnraum mit Esstisch, Sofa, Lesesessel, Schreibtisch und Kamin. Außerdem eine kleine überdachte Veranda mit Hollywoodschaukel, ein kleiner Gemüsegarten, in dem ich Kartoffeln, Erbsen und Erdbeeren anpflanze und einen Hund, einen Swissidog Sennenhund, der total verschmust ist und mich über alles liebt und nie zulassen würde, dass mir jemand was tut. Das Häuschen steht im Wald, abgelegen, aber doch nah genug, dass ich unter einer halben Stunde mit dem Fahrrad auf ebener Strecke einen Supermarkt erreichen kann. Außerdem möchte ich einen alten Truck, einen Transporter mit Ladefläche, in schwarz, nicht sehr schick und leicht verschmutzt, aber stabil und robust. Ich will morgens von den Strahlen der Sonne geweckt werden und abends auf der Veranda sitzend den Sonnenuntergang sehen. Das Dach meines kleinen Häuschens ist moosbewachsen und die Fenster haben Holzfensterläden. Keine Garage, nur einen Schuppen für Werkzeug. Ich bräuchte nicht mal Internet oder Fernsehen unbedingt, aber einen Computer, an dem ich meine Bücher schreibe, eins nach dem anderen. Das ist mein Traum und wenn ich das nicht erreichen sollte, werde ich ziemlich traurig sein.
Ich will nicht viel Geld, nur genug, dass ich davon genug zu essen, Strom, Heizung, ab und an mal neue Kleidung und vielleicht alle paar Jahre mal einen Urlaub finanzieren kann. Wenn ich ganz ausgefallen luxuriös denke, kriegt die Badewanne eine Wirlpoolfunktion.
Und noch eins, wenn ich so alt bin, das ich nicht mehr für mich selbst sorgen kann, würde ich lieber sterben, als in ein Altenheim zu gehen, wo mir vollkommen fremde Menschen die Windeln wechseln. So das war’s, das sind meine hochgesteckten Ziele, das möchte ich in meinem Leben erreichen.
Man kann natürlich in so einem Häuschen wohnen und trotzdem jeden Tag zur Arbeit gehen, aber da will ich nichts machen, was ich nicht liebe. Ich will mich nicht zur Arbeit quälen müssen und abends total erschöpft auf meinem Sofa liegen und verfluchen, dass ich morgen schon wieder dorthin muss. Ich will das, was ich tue, so sehr lieben, dass ich mich darauf freue, am Morgen aufzustehen und weiter zu machen. Jeder Mensch braucht Arbeit, aber im richtigen Maße und die richtige Arbeit. So sehe ich das.
Es gibt durchaus den einen oder anderen Beruf, den ich gerne mal ausprobieren würde. Lehrerin zum einen, weil es mich interessieren würde, wie ich damit zurechtkomme und ob ich vielleicht sogar die alte Frau in ihrem Waldhäuschen werden könnte, zu der die Kinder zum Tee kommen, wenn sie Probleme haben oder einfach vorgelesen bekommen wollen. Politikerin wäre auch recht interessant, aber es ist wohl naiv zu glauben, ich würde dann tatsächlich die Möglichkeit bekommen, die Welt nach meinen Vorstellungen zu verbessern. Radiomoderatorin und/oder Synchronsprecherin fände ich auch gut, aber das sind Berufe, da rutscht man so rein. Es gibt keine Ausbildung zur Synchronsprecherin und ich weiß, dass man es in der Branche nicht sehr leicht hat. Man wird nach Leistung bezahlt und man weiß nie, wann man wieder einen Auftrag kriegt. Manchmal kommt alles auf einmal und dann ist wieder eine Flaute. Radiomoderatorin ist da nicht so unsicher, aber … ach, ich weiß nicht. Ich hab mich schon mal auf ein Praktikum bei einem Radiosender hier ganz in der Nähe beworben – sie haben mich nicht genommen, vielleicht auch, weil in dem Gespräch das Thema dummer Weise auf meine schriftstellerischen Ambitionen kam und mein Gegenüber tatsächlich der erste Mensch war, der sofort meinte, dass ich das versuchen sollte, wenn es das ist, was ich will. Er hat mir dann von einem Freund erzählt, der Drehbücher schreibt und davon gut verdient. Sowas fände ich auch ziemlich cool. Serien, die immer weitergehen … ja, dass hätte was für sich. Aber ich wüsste nicht, wie ich an so einen Job ran kommen sollte.
Ich erwähnte es vielleicht schon, aber ich bin nicht sonderlich gut darin, mich selbst zu verkaufen. Tja, ich denke, dass reicht für heute. Soviel dazu, man liest sich ;)



Mittwoch, 3. September 2014
3. Blogeintrag
Wenn ich mir das so anschaue, dann wisst ihr schon ziemlich viel über mich, aber kaum etwas über die Menschen, mit denen ich am meisten zu tun habe und ich komme mir wie ein Muttertöchterchen vor, wenn ich immer schreibe „meine Eltern hier“ und „meine Eltern da“. Ich werde mal versuchen, sie weniger zu erwähnen, was schwierig sein dürfte, da sie einen großen Anteil an meinen Entscheidungen haben und ich eigentlich auch ein ziemlich gutes Verhältnis zu ihnen habe, ach egal. Dann bin ich eben ein Muttertöchterchen.
Eigentlich wollte ich ja auch etwas ganz anderes erklären, einen anderen großen Teil von meinem Leben, meine Clique! In der Schule waren wir eine richtig große Gruppe an Mädchen, die sich übrigens erst in der Oberstufe gefunden hat, davor hab ich gelegentlich ohne Freunde in der eigenen Klasse vor mich hin gedümpelt. Wir waren acht Mädchen, die immer viel miteinander gemacht haben, dann ging die Schule zu Ende und viele gingen weg. Jetzt sind wir nur noch zu viert, aber wir halten zusammen, so gut es geht. Phoebe will jetzt nach dem Ende ihrer Ausbildung zur Vermessungstechnikerin ergänzend dazu etwas studieren, was man hier in der Gegend nicht studieren kann, also fährt sie unter der Woche weg in ihre neue Wohnung etwa zwei Stunden und kommt Freitags wieder nach Hause. Sie würde auch nie ganz weg gehen, wegen ihrer pflegebedürftigen Schwester, um die sich Phoebes Vater mit ihrer Oma allein kümmern muss, seit Phoebes Mutter tot ist. Das war ein großer Schock für uns alle, als Phoebe uns das gesagt hat … wir waren natürlich dann auch allesamt auf der Beerdigung, Frida, ich und … oh, ich hab ihr noch gar keinen Decknamen zugeteilt. Ach Gott, wie nenne ich sie bloß? Wenn ich Etzi M. schreibe vierteilt sie mich. Das ist nämlich ihr Spitzname, sollte sie mal eine Karriere als DJ oder Hiphopperin einschlagen wollen. Ich weiß nicht, wie sie auf diesen Namen gekommen sind … ich glaube stark, dass es Fridas Idee war, aber ich persönlich war leider nicht dabei. Nein, ich denke, ich werde sie Emma nennen, sie ist nämlich … wie drücke ich das vorsichtig aus? Ein klein bisschen Fan von Emma Watson. Mit dem Riesenposter, dem Kalender und dem Zeitumkehrer … wobei ich ihr letzteres selbst mal zum Geburtstag geschenkt habe, sie hat sich mächtig gefreut, da war ich stolz.
Also das sind wir Frida, Phoebe, Emma und ich. Wir sind eine Clique.

So jetzt muss ich etwas weiter ausholen und das wird ein abrupter Themenwechsel. Gestern Abend habe ich lange vorm Computer gesessen und nebenbei eine Dokumentation geguckt – über den zweiten Weltkrieg und die Rolle der Frau bei dem Ganzen. Das war der Abend, an dem ich auch die Jobbörse bemüht habe, mir mal aufzuzählen, was für Ausbildungsstellen es hier in der Umgebung gibt, die ich euch ja schon aufgezählt habe. Heute Morgen hat mein Wecker wie üblich um 10 geklingelt, damit ich aus dem Bett komme, weil ich jemand bin, der Schwierigkeiten hat einzuschlafen, dafür aber bis in die Puppen pennt, wenn man mich nicht weckt. Dummerweise war ich noch so müde, dass ich den Wecker ausgestellt habe und mich für fünf Minuten wieder hingelegt hab – als ich dann um halb eins aufstand, waren meine Eltern leicht verstimmt. Zum Mittagessen gibt es heute, was sich jeder selber macht und so bin ich wieder hoch, hab etwas an dem Blog hier geschrieben und hab mir dann die Haare gefärbt, den Ansatz konnte ich nämlich nicht mehr mit ansehen. Frisch mit Frischhaltefolie umwickelt bin ich dann wieder runter gegangen, um mir vielleicht schon mal was zu essen zu machen. Als meine Mutter mich so gesehen hat, ist sie fast explodiert: „Du tickst wohl inzwischen auch nicht mehr richtig. Das einzige, was du noch kannst ist Haare färben!“, sie ist hier im Hause immer diejenige, die rumschreit, wenn ihr was nicht passt. Auf ihre nicht gerade subtile Art hat sie mir dann hier Missfallen ausgedrückt, darüber, dass ich meinen Arsch immer noch nicht hochgekriegt hätte. Sie mag es nicht, wenn ich lange schlafe – weswegen ich mir ja auch immer artig den Wecker stelle, was heute aber leider nichts genutzt hat – dann ist der Geschirrspüler seit Stunden fertig, und es ist meine Aufgabe den auszuräumen, und das Badezimmer, dass ich diese Woche saubermachen sollte, sehe ihrer Meinung nach so aus, als hätte ich nicht einen Handschlag getan. Ich hab das mal einfach über mich ergehen lassen. Erklärungen oder Proteste machen alles nur schlimmer. Wenn ich gesagt hätte, dass ich mir jetzt die Jobbörse angesehen habe, hätte sie vermutlich etwas gesagt wie „Und jetzt soll ich mich wahrscheinlich auch noch darüber freuen, dass du das endlich gemacht hast, was? Das hättest du schon vor zwei Monaten tun sollen“, etc. Mein Vater, der in der Mittagspause auch da unten rumgewuselt ist, hat dann gesagt, er würde sich auch freuen, wenn ich endlich mal eine Sache für mich finden und sie zu Ende bringen würde. Ich sag euch, ich freue mich auf den 24ten, wenn die beiden in Urlaub fahren und ich wieder etwas Zeit für mich habe, und das obwohl ich gerade mal die zweite Woche wieder hier bin, seit ich mit Emma und Phoebe in den Niederlanden einen Bungalow für eine Woche bewohnt habe.
Ich würde echt gerne ausziehen und mein eigener Herr sein, aber ohne Geld ist das schlecht. Das ist ja mein anderes Problem, was die beiden überhaupt erst so bockig macht – das ich keinen Beruf habe, dass ich für mein Studium nicht lerne und ganz nebenbei soll ich auch noch abnehmen. „So kann das nicht ewig weitergehen. Wenn du von allem nur das Beste willst. Mann, kann im Leben nicht immer nur das machen, was einem Spaß macht. Genauso wenig, wie man immer nur das essen kann, was man am liebsten mag, das Ergebnis sehen wir ja hier vor uns“, und damit meint meine Mutter mich oder besser meine Ausmaße. Im Übrigen ist es auf der Jobsuche nicht gerade förderlich, wenn man ein kleines bisschen übergewichtig ist. Dummer Weise bin ich die Art Person, die ihren Frust in sich rein frisst und davon habe ich gerade wegen euch bestens bekannter Gründe eine ganze Menge. Ein Teufelskreis.
Ich hatte dieses Jahr 14 kg abgenommen, 8 kg davon waren wieder drauf, als ich aus dem Urlaub zurückkam – seit dem habe ich wieder rasch abgenommen. Von den 14 abgenommenen Kilos sind jetzt nur noch 4 zum wieder abnehmen übrig. Grundsätzlich eigentlich kein schlechtes Ergebnis, möchte ich meinen, aber in den Augen meiner Eltern nehme ich gerade in gewaltigem Ausmaß zu. Ich frage mich echt, wie das hier alles weitergehen soll. Ich denke, ich werde heute mal wieder meine Möbel umstellen, also in meinem Zimmer anders anordnen, damit sich ein neues Raumgefühl ergibt. Ich weiß auch schon, wie das aussehen soll. In einem neuen Zimmer mit neuer Motivation werde ich dann mal mein Buch weiter überarbeiten. 86 Seiten habe ich schon korrekturgelesen 400 Seiten fehlen noch, es sollte eigentlich fertig sein, wenn ich eine Antwort von den Verlagen bekomme, aber Lesen ist ja nicht so sehr meine Stärke. Den Satzbau überarbeiten, teilweise auch inhaltliche Korrekturen vornehmen und vor allen Dingen Rechtschreib- und Grammatikfehler verbessern. Wenn ich einmal durch bin, werde ich mein Buch am besten binden lassen, und es noch einmal wem anders zum Lesen geben – so dass die Person alle Fehler rot anstreichen kann, dann bessere ich das noch mal aus und dann könnte es veröffentlicht werden – wenn ich ein Cover für das Buch hätte, was ich nicht habe.
So oder so, ich werde dieses verdammte Buch dieses Jahr noch auf den Markt werfen und damit „endlich einmal was zu Ende bringen“
Jede Wette, dass ich mir noch mal was anhören kann, wenn ich meine Möbel gleich umstelle. Es ist nun mal ein Hobby von mir, das aus meiner Sicht auch nur Vorteile hat: es ist praktisch wie Sport, wenn ich mein Ecksofa und meinen Schreibtisch von A nach B schiebe, dabei verbrenne ich Kalorien, danach sieht alles ungewohnt und neu aus, als wäre ich tatsächlich woanders, nur das es meinst ist. In einer neuen Umgebung zu sein, gibt mir ein gutes Gefühl und neue Energie, etwas, was meine Mutter nie verstehen wird. Außerdem macht es mich einfach glücklich, wenn ich mit eigenen Händen etwas zum Besseren verändert habe.
Ich hatte recht, dass meine Eltern das nicht gerne sehen würden heute, dass ich mein Zimmer umräume, statt Bewerbungen für Ausbildungsstellen zu schreiben, die ich eh nicht haben will. Ich verstehe sie ja, sie wollen, dass ich etwas aus mir mache, dass ich nicht nur so vor mich hin vegetiere, mein eigenes Geld verdiene und mit etwas Sicherheit auf eigenen Beinen stehen kann. Sie würden nie zulassen, dass ich von Beruf Tochter werde – was ich nebenbei bemerkt auch gar nicht will. Ich will nicht ewig von meinen Eltern abhängig sein, aber ich möchte auch nicht eines Tages aufwachen und feststellen, dass ich in einem Alltag gefangen bin, den ich hasse. „Man kann nicht immer nur das tun, was einem Spaß macht“, sagt mein Vater und da hat er bestimmt recht mit. „Das Leben ist kein Ponyhof“, Gott sei Dank, ich kann Pferde nicht ausstehen. Meiner Meinung nach, gibt es schon genug Menschen, die sich selbst unglücklich machen und beruflich Dinge tun, die sie nicht mögen – nicht zuletzt deswegen haben wir ja sicher diese ganzen Burnout-Fälle.
Ist es zu viel verlangt glücklich sein zu wollen? Ein Leben damit zu verbringen, von dem man für sich glaubt, dass es das Richtige für einen ist? Wenn man einen Traum hat, sollte man nicht dafür kämpfen ihn zu erreichen? Die Popkultur sagt uns doch immer „Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum“. Mein Vater sagt, ich solle endlich in der Wirklichkeit ankommen und das im Leben nicht immer alles so läuft, wie man will. Dass ich nicht immer nur das essen kann, was ich am liebsten mag, sondern auch mal das, was ich eher so nicht mag – damit bezieht er sich auf meine Berufsfindung, ob ihr’s glaubt oder nicht – und ich denk mir dann so, wenn es nur um einmal essen ginge, würde ich es mir rein quälen, aber darum geht es ja nicht. Es geht um Jahre meines Lebens. Ihrer Ansicht nach, kann man mit Schriftstellerei kein Geld verdienen, das könne man nur so nebenher machen oder man müsste schon richtig gut sein – das heißt, dass sie im Grunde nicht daran glauben, dass ich die Fähigkeiten dazu habe.
Ich weiß, sie wollen ja eigentlich nur das Beste für mich, ich soll abnehmen, damit ich gesünder bin und vielleicht auch mal einen Kerl abkriege, ich soll arbeiten, damit ich für mich selbst sorgen kann und sie sich keine Sorgen mehr um mich machen müssen. Aber ich finde es ungerecht, dass sie sich genau über die falschen Dinge sorgen. Ihnen liegt mein körperliches Wohl am Herzen, wesentlich mehr als mein seelisches. Mir hingegen ist es ich will nicht sagen, egal, aber nicht so wichtig ordentlich Geld zu scheffeln, ich bin keine Karrierefrau, ich bin eine Träumerin und das war ich schon immer. Mein Brief aus Hogwarts ist nie gekommen und mein Lottogewinn blieb auch aus, aber Autorin könnte ich tatsächlich werden. Inzwischen verdrehen sie nur noch die Augen, wenn ich meinen Blog oder mein Buch erwähne – als wäre es ein Hirngespinst, zu denken, ich könnte tatsächlich irgendwann davon leben zu schreiben.
Ich habe heute, nur damit sie aufhören mich zu nerven, das Ersteinschreibungsformular für die Universität hier in der Gegend (etwa eine Stunde mit dem Auto, vermutlich ähnlich mit dem Zug) ausgefüllt. Meine Schwester, die ja bei meiner Krankenkasse arbeitet, hat mir den Nachweis auf Krankenversicherung fertig gemacht und eine beglaubigte Kopie meines Zeugnisses habe ich auch noch gehabt. Vermutlich werde ich nun also Geschichte und Philosophie auf Lehramt studieren. Meine Eltern glauben nicht, dass das das Richtige für mich ist – wenn ich ganz ehrlich bin, glaube ich auch nicht zu 100% daran. Ihr wisst, was ich eigentlich möchte, aber solange ein Buchvertrag außer Reichweite scheint, muss ich zumindest so tun, als würde ich mir verantwortungsvoll eine Zukunft aufbauen.
Ich hoffe ein kleines Latinum reicht denen, für das Philosophiestudium … na ja, wir werden sehen. Soviel dazu, man liest sich ;)



Dienstag, 2. September 2014
2. Blogeintrag
Am 16ten September fängt der reguläre Unterricht sprich die Vorlesung an meiner Fachhochschule wieder an, die mir beibringen wollen, wie man Architekt wird. An der Nahen Universität, die ich im letzten Eintrag schon erwähnt habe, könnte ich mich noch bis zum 30ten September bewerben, um auf Lehramt zu studieren. Philosophie, Geschichte oder Sozialwissenschaften würde ich in Erwägung ziehen, aber es gehen nur zwei davon auf einmal, eins als Haupt- und das andere als Nebenfach. Meine Eltern sagen, dass ich das nicht richtig durchdenke und dass ich vermutlich als Lehrerin nicht glücklich werde. Sie haben nicht unrecht … ich hab ein total schlechtes Namensgedächtnis, so schlecht, das glaubt man gar nicht! Meine Mutter holt immer wieder bei solchen Gelegenheiten diesen Spruch raus: „Mama, wie heißt noch mal meine Freundin, mit der ich jeden Tag spiele?“ Zu meiner Verteidigung, ich hatte ihren Namen am Anfang schon nicht richtig verstanden und irgendwann war der Punkt überschritten, an dem man noch mal höflich hätte nachfragen können, wie der gegenüber heißt. Da bleibt nur, das erwähnen von Namen grundsätzlich vermeiden, funktioniert gut.
Das war im Kindergarten damals … ach, so eine schöne Zeit, meine Kindergärtnerin hielt mich für hochbegabt und erzählte meiner Mutter, dass ich manchmal lange am Fenster stehe und mir selbst irgendwelche ausgedachten Geschichten erzähle. Tja, ich hab eben sehr früh mit dem Führen von Selbstgesprächen angefangen, heute ist das nicht mehr süß. Und Geschichten habe ich mir schon immer gern ausgedacht. Von Prinzessinnen und Zauberdrachen … wie mein Vater zu sagen pflegt: „damals war ich ‚klein und süß‘, heute bin ich nur noch ‚und‘“. Das war auch die Zeit, als mein absoluter Traumberuf Hausfrau war und ich mir diese tollen Spielsachen gewünscht habe, eine kleine Waschmaschine, einen kleinen Staubsauger, eine kleine Küche … alles schön zum spielen als Vorbereitung auf das spätere Leben. Traumberuf Hausfrau – witziger Weise wollte ich aber nicht Hausfrau und Mutter sein, sondern einfach nur Hausfrau. Das hab ich mir dann aber auch irgendwann aus dem Kopf geschlagen und als ich schließlich in der Grundschule war und wir als Hausaufgabe einen Aufsatz darüber schreiben sollten, was wir mal werden wollen, beziehungsweise, wo wir uns in zwanzig Jahren sehen, hab ich auf meinen Zettel einen einzigen Satz geschrieben (ich war ja so verdammt faul): „Ich möchte für immer Kind bleiben“ – ich war ein sehr weises Kind. Ich wusste, wie gut ich es habe und dass sich das am besten niemals ändern darf.
Kinder haben schon ein tolles Leben, den ganzen Tag spielen, essen und schlafen! Und man durfte ja im Grunde alles machen, nur hat man das nie genutzt. Ach ja … ich war gern klein und ich wusste meine Schulferien zu schätzen. Wenn ich mal Nichten und Neffen habe, dann bring ich denen bei, ihr Leben als Kinder voll auszuleben und zu genießen, damit sie von ihrer Kindheit auch richtig was haben. Ja, richtig gelesen „Nichten und Neffen“, ich erwarte einfach von meiner Schwester, dass sie unseren Eltern die Enkelkinder schenkt, die sie so gern haben wollen. Ich hätte auch gerne Kinder, die ich mir gelegentlich ausleihen und nur Mist beibringen kann, so wie meine Patentanten und ihre Ehemänner früher. Mann, die haben mir echt nur Stuss beigebracht, mein erster vollständiger Satz war. „Hau weg die Kacke“, glücklicherweise konnte ich das ‚K‘ nicht aussprechen, klang immer mehr wie ein ‚T‘ also „Hau wech die Tatte“, in meiner sehr ausgereiften Sprache. Oder das ich als Kind auf alle Dinge immer mit dem Mittelfinger gezeigt habe, verdanke ich der Tatsache, dass man mir beigebracht hatte, die Hand so zu halten, dass ich den Mittelfinger zeige. Meine Mutter hat immer einen Anfall gekriegt, wenn ich auf etwas gezeigt habe, im Alter von vier oder fünf – Danke an meine lieben Paten an dieser Stelle. Ich weiß, ihr hattet sehr viel Spaß mit mir und rückblickend würde ich das nur zu gerne mit den Kindern von anderen Leuten anstellen.
Ich selbst möchte keine Kinder, aus sehr vielen Gründen. Am besten haue ich mal das Geilste vorweg raus: meine Mutter hat eine sehr schlimme Form der Schuppenflechte. Diese Krankheit ist erblich, also rechne ich damit, dass selbst, sollte ich sie nicht im Laufe meines Lebens bekommen, meine Kinder unter höherer Wahrscheinlichkeit als ich, darunter zu leiden hätten und das würde ich echt niemandem antun wollen. Außerdem finde ich klingen Schwangerschaften wahnsinnig verlockend: Morgenübelkeit, die übrigens nicht zwangsläufig nur morgens ist, sondern auch mal den ganzen Tag vorhalten kann, und das kann so von der fünften bis schlimmstenfalls zur vierzehnten Woche. Na dann, fröhliches Kotzen! Neun Monate lang! Wasser in den Beinen, Rückenschmerzen, Tritte aus dem eigenen Bauch heraus, ganz zu schweigen, von dem Ende der Schwangerschaft, wo du unter furchtbaren Qualen ein fußballgroßen Kopf samt Körber durch ein wallnussgroßes Loch quetschen darfst. Das klingt für mich irgendwie nicht nach einer großen Menge Spaß.
Ich bin kein Monster, wenn ich ein Kind geboren hätte, würde der Rausch von Hormonen mir sagen, dass ich dieses Zerbrechliche etwas in meinen Armen lieben muss und ich würde es tun. Dann müsste ich es mit großer Mühe nicht versehentlich umbringen, seinen A-a weg machen und dafür sorgen, dass es mit Spucke rülpst. Also erträgt man erst mal die erste Zeit, wächst das Baby zu einem nervigen Gör heran, vielleicht wie unser Nachbarskind, dieses Blag schreit jeden Tag. Das Mädchen ist mindestens schon in der Grundschule, aber sie hat einfach Spaß daran zu kreischen, glaube ich. Wenn ich ihre Mutter wäre, würde ich ihr einmal einen gehörigen Grund geben zu schreien und danach macht sie es hoffentlich nie wieder, so. Am meisten aber graut mir vor der schlimmsten Phase der Erziehung, vor dem pubertierenden Teenager, der dieses Baby eines Tages werden wird.
Alles in allem: nö, ich will keine Kinder. Wegen dieser ausgesprochen freundlichen Art, die ich Kindern offensichtlich entgegenbringe, soll angeblich der Beruf des Lehrers für mich nicht geeignet sein, aber ich sag mal so: die Lehrerinnen, die alle Kinder ach so süß finden, können sich eh nicht durchsetzen. Am liebsten mochte ich immer die Lehrer, vor denen alle Kinder Angst hatten, die wurden respektiert und bei denen hat man auch wirklich was gelernt. Andererseits sagt, ich nenne sie mal weiterhin Frida, dass ich mich mal informieren soll, ob wenn ich fertig bin mit dem Studium viele Lehrer für diese Fächer in Rente gehen – bestimmt keine schlechte Idee. Ich frag mal beim Arbeitsamt. Meine Schwester meint (ihr Freund studiert auch auf Lehramt), dass Lehrer, die keine Hauptfächer unterrichten, keine Stellen kriegen, ich hab mir aber nur „Nebenfächer“ ausgesucht. Obwohl ich zum Beispiel Sozialwissenschaften als Leistungskurs im Abitur hatte und es Leute gab, die Geschichte als Leistungskurs hatten. Frida hat auch mal überlegt, ob sie Lehramt studiert, ihre Fächer wären Französisch und Spanisch gewesen – eine recht seltene Fächerkombination. Aber Frida hat eine Ausbildung gefunden.
Sie würde gern Frida heißen, hat sie gesagt, ich finde den Namen altbacken. Ich glaube, eine Freundin meiner Oma hieß mal so. ich würde mein ohnehin nie existierendes Kind niemals Frida nennen, genauso wenig wie Irmgard oder Wilma. Aber diese abgedrehten Namen, die die Stars ihren Kindern gebe würde ich auch nie nehmen … manche Leute sollten auch einfach keine Kinder kriegen. Wahrscheinlich verdummt die Menschheit nach und nach, weil die intelligenten Menschen sich nicht fortpflanzen und die Trottel vermehren sich wie die Karnickel. Zumindest habe ich manchmal das Gefühl. Na ja … das wäre natürlich was, wenn ich dan am Elternsprechtag den Eltern erklären muss, warum ihre hochbegabten Idiotenkinder immer noch keine 1-Schüler sind. Vielleicht mache ich es da mal, wie mein alter Mathelehrer, der hatte immer etwas Hochprozentiges in seiner Kaffeetasse am Elternsprechtag – die Farne hat man deutlich gerochen. Tja, so wird alles erträglicher, was?
Apropos erträglich, meine Eltern, die schon immer eher dafür waren, dass ich mir eine Ausbildung suche – und möglichst schnell auf eigenen Beinen stehe – wollen, dass ich mich mal in der Umgebung umschaue, was den für Ausbildungsplätze noch unbesetzt sind. Ein bisschen kurz vor knapp, aber es muss ja nicht jeder so schnell sein. Die Auswahl ist wahnsinnig spannend, sehe ich mich eher als Sozialversicherungsfachangestellte (kurz Sofa) – diesen Job hat meine Schwester, sie hat ihre Ausbildung abgeschlossen, sie ist etwas älter als ich – oder eher als Kraftfahrerin, Köchin, Gärtnerin, Mechanikerin, Verkäuferin, Fluggeräteelektronikerin (ich wusste nicht einmal, dass es den Beruf gibt, man lernt eben nie aus), Friseuse, oh nein, da verdient man ja nichts, wie ich gehört habe, Fleischerin oder vielleicht doch eher Kosmetikerin. Also erst mal, will ich keine Tiere töten oder hochnäsigen Frauen im Gesicht oder den Haaren rumpatschen. Einen LKW zu fahren könnte ich mir noch vorstellen, coole Musik und dann auf zum Roadtrip aber auf Dauer wird das auch sehr anstrengend sein, ich weiß nicht, wie die Arbeitszeiten sind oder wie viel man verdient, aber ich erinnere mich dunkel, dass ich vor drei Jahren den Beruf vorgeschlagen habe und meine Eltern mir das mit irgendwelchen Argumenten ausgeredet haben, mein Vater kennt da einen Kraftfahrzeugfahrer und kennt sich ein bisschen aus. Gärtnerin wäre wahrscheinlich zu körperlich anstrengend, für mich kleine übergewichtige Rumkugel. Ach, ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich warte immer noch auf eine Rückmeldung wegen meinen Probekapiteln. Ich hab die am 12ten Juni abgeschickt, und ab vier Monaten soll man das Schweigen als Absage werten, also habe ich mir eine Frist gesetzt. Ab dem 20ten September gehe ich von einer Absage aus – da habe ich die Zeit eingerechnet, die die Post sicher gebraucht hat. Büchersendungen können dauern.
Gut, was mache ich nach dem 20ten September? Das wird dann bereits vier Tage nach Beginn der Vorlesungen des neuen Semesters meines Architekturstudiums sein. Solange ich keine wirkliche Alternative habe, sollte ich das Studium nicht abbrechen, dass macht sich auf dem Lebenslauf gar nicht gut, wenn man mal so ein Jahr nichts gemacht hat. Vielleicht sollte ich mich mal erkundigen, wann jetzt eigentlich die Prüfungen sind. Wieso ist der Informationsfluss eigentlich immer so schlecht? An meinem Gymnasium war das auch immer so … vielleicht liegt das ja an mir? Sollte ich vielleicht mal häufiger mit Menschen reden? Aber wenn ich das mache, denken die nicht mehr, dass ich nett bin, sondern erkennen meinen diabolisch bösen Kern … kleiner Scherz am Rande, obwohl es stimmt, dass Leute, die mich nicht kennen, immer denken, ich sei voll nett, weil ich lächele und ihnen zunicke oder grüße, aber wenn sie sich mal länger mit mir unterhalten, stellen sie fest, dass ich doch nicht so bin, wie sie es sich gedacht haben. Dicke Menschen sind nicht immer liebe Menschen. Das ist eine Lebensweisheit: beurteile nie ein Buch nach seinem Cover.
Apropos Cover, wenn der 20te September überschritten ist, werde ich mich wohl um ein Cover für mein Buch bemühen müssen, dann überarbeite ich den Text ein letztes Mal und dann wird dieses ungeliebte Meisterwerk im Selbstverlag veröffentlicht. Vielleicht wollen es ja doch Leute lesen?
Oh und ab dem 24ten fahren meine Eltern in ihren Türkeiurlaub! Da freue ich mich schon drauf, weil ich beschlossen habe, mein Wohnzimmer, das ehemalige Zimmer meiner Schwester, das mir jetzt seit ihrem Auszug gehört, leer zu räumen und die Wände zu streichen. Ich kann die Wasserflecken auf der Tapete unter dem Dachfenster nicht mehr mit ansehen. Da hat es mal reingeregnet, garantiert war das als meiner Schwester noch der Raum gehörte – mir würde das ja niiiieee passieren. Außer das eine Mal, als ich bei so einem Jahrhundertsturm im Urlaub das Dachfenster über meinem Bett offengelassen habe und in meinem Hotelzimmer ein sehr nasses Wasserbett vorfand. Das war echt blöd.
Übrigens habe ich genau den Personen, die bisher in meinem Blog vorgekommen sind, sprich meinen Eltern und Frida, hiervon erzählt. Meine Freundin Frida hält es für eine tolle Idee, während meine Eltern nur die Augen verdrehen und nachfragen, wann jetzt eigentlich mein Studium weitergeht und das das ja gar nicht mehr lange ist, ich mal in die Pötte kommen soll und nicht immer nur rumchillen. Aber so sind Eltern glaub ich immer, als ich neulich bei Frida war, haben ihre Eltern ganz genauso an ihr herumgemeckert, wie meine Eltern das auch immer machen, da fühlte ich mich ein Stück weit besser. Unsere Eltern kennen sich ja auch, mein Vater war mit Fridas Vater in der Schule mal befreundet, genauso wie mein Opa mit Fridas Opa in der Schule bekannt war. So ist das auf dem Dorfe, man kennt sich.
Oh Backe, Frida hat mir gerade geschrieben, dass sie eine Beule in das Auto ihres Onkels gefahren hat – jetzt hat sie natürlich Angst, dass ihren Eltern zu sagen. Das ist etwas, was ich nur zu gut nachempfinden kann. Ich dachte, ich breche zusammen, als ich meinen Eltern gestehen musste, dass ich beim zu schnellen Abbiegen schön hinten die Seite von meinem Auto aufgekratzt habe mit so einem Mauerpfeiler auf der Ecke. Wenigstens musste ich die Reparatur der Mauer nicht bezahlen, die gehörte nämlich der Freundin, die ich aus dieser winzigen Straße abholen wollte. Nennen wir sie Phoebe, ich weiß, sie liebt diesen Namen und möchte so irgendwann mal ihre Töchter nennen. Phoebe wohnt aber auch in so einer total schmalen Straße, da kann man nur mit einem Auto auf einmal durch fahren. Seit mir das passiert ist, parke ich immer vor dem Straßenanfang und gehe das letzte Stück zu Phoebes Haus zu Fuß. Mein Vater war übrigens zu geizig, die Reparatur der drei aufgekratzten und eingebeulten Autoteile zu bezahlen, statt dessen hat er dunkelblaue Lackfarbe aus dem Baumarkt gekauft und die über die Kratzer gestrichen. Man sieht natürlich, dass der Lack da viel zu hell ist, aber wenigstens rostet das Auto jetzt nicht – wir sind ja pragmatisch. Ich glaube, das ist ein guter Zeitpunkt, zu erwähnen, dass mein Auto einen Namen hat. Das hat Tradition in unserer Familie, das erste Auto hat immer einen eigenen Namen. Das erste Auto von meinem Papa hieß Hannibal, weil er damit über die Alpen gefahren ist und das erste Auto meiner Schwester hieß Susi, ein Suzuki. Mein Auto ein dunkelblauer Renault Clio, den wir von meinem Opa geerbt haben, als er 2009 gestorben ist, hatte bereits die Initialen von meinem Opi auf dem Kennzeichen. Der Nachname passte, aber der Vorname nicht, mein Opi hieß Opa Heini, also Heinrich. Es musste also was mit ‚H‘ sein und irgendwie war das Auto für mich männlich, weswegen ich ihm den im Nachhinein sehr cleveren Namen ‚Horst‘ aufgedrückt habe. Mein Auto heißt Horst, wie der Vogelhorst – Vögel sind das Symbol der Freiheit und ihr Zuhause ist da, wo ihr Horst ist. Ich wollte mit diesem Auto frei und unabhängig sein, aber mich trotzdem überall da wohl fühlen, wo mein Auto war. Ich nahm mein Zuhause also mit, meinen Horst.
Autos Namen zu geben hat sich dann auch durch meinen Freundeskreis gezogen, aber kein anderes Auto hat einen so coolen Namen wie Horst. Und immerhin bin ich nicht diejenige, die ihren Äpfeln Namen gibt, aber das ist wieder eine andere Geschichte. Ich fände es schön, wenn ich so eine Art, Einheitlichkeit meiner Blogeinträge einführen könnte, so wie etwas, dass ich immer am Anfang oder am Ende schreibe … ah ich weiß: soviel dazu, man liest sich ;)



Montag, 1. September 2014
1. Blogeintrag
Geschichten. Alles erzählt Geschichten. Jedes Buch, jedes Hörspiel, jeder Film, jede Serie … Geschichten. So viele Formen und doch, wenn man genauer hinschaut, ist alles immer wieder dasselbe. Es gibt nur eine ganz begrenzte Auswahl an Bausteinen, die für eine Geschichte verwendet werden können. Sie handeln schlicht vom Menschen und den verschiedenen Arten, wie deren Leben verlaufen könnten. Teilweise realistisch und bitter, dann wieder humorvoll und locker – die meisten Geschichten aber sind fantastisch, im Sinne von ausgedacht, ein Produkt der Fantasie.
Wie abgefahren ausgedacht etwas ist, überlegt sich der Schöpfer selbst, gibt es Wesen, die nicht tatsächlich existieren, wie Drachen, Sphinxen und Trolle? Oder vielleicht einfach nur die wahre Liebe, die auf mitunter magische Weise alle Hindernisse überwindet, die sich ihr in den Weg stellt.
Der Witz ist, dass obwohl sich in den verschiedenen Geschichten die meisten Elemente immer und immer wieder wiederholen, Dreiecksbeziehungen beispielsweise, Affären oder Schwangerschaften, soll jede Geschichte neu und ganz einzigartig sein. Das kann man natürlich nicht garantieren, wenn man nicht sämtliche Geschichten der Welt kennt, weiß man nicht, ob die Version, der aneinandergereihten Handlungsstückchen zusammengepuzzelt ein Bild ergeben, das schon einmal da war.
Ich kann nur hoffen, dass die Worte, die ich hier niederschreibe, nicht schon einmal in genau dieser Konstellation vorgekommen sind. Davon muss ich ausgehen, denn ich möchte meine Geschichte erzählen – nicht wirklich eine Geschichte, sondern mehr meine Gedanken. Das ist es doch, was einen Blog ausmacht, nicht? Dass jemand ständig Uploads macht, darüber, womit er sich täglich beschäftigt? Ein Onlinetagebuch, das jeder andere auch lesen kann. Heute ist Montag, der erste September 2014. Heute fange ich an zu schreiben.

Ich bin gerade an einem heiklen Punkt in meinem Leben angekommen. Wenn ich die Tarotkarten befragen würde, dann wäre ich sicherlich gerade in einer Situation mit „dem Tod“, „dem Gehängten“ oder gar „dem Gericht“. Ich bin an einem Wendepunkt angekommen, an dem ich die Dinge, die mir unangenehm sind und mich belasten nicht ewig unter den Teppich kehren kann. Ich bin 21 Jahre alt und weiß beim besten Willen nicht, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen soll. Bei der Lebenserwartung, die in Deutschland derzeit vorherrscht, habe ich vielleicht noch 60 Jahre zu leben. Ein Viertel meines Lebens ist vorbei und im Rückblick scheint es in einem Wimpernschlag verflogen zu sein. Umso älter man wird, desto schneller vergeht die Zeit. Ein Paradoxon.
So gesehen sind 60 Jahre gar nicht so viel, aber sie wollen gut genutzt werden. Seit ich mein Abitur gemacht habe, hieß es immer, ich müsste entscheiden, was ich werden will. In dieser Welt der Entscheidungsmöglichkeiten gar nicht so leicht. Es gibt viele Themenbereiche, die mich interessieren, ich schaue gerne Dokumentarfilme über Archäologie und vergangene Kulturen, wie die alten Ägypter, Chinesen oder Griechen, aber auch über die Zeit der Dinosaurier oder zukunftsweisende Technologie und das Weltall. Ich genieße Krimiserien und liebe Kinderfilme. Ich lese selten und doch sehe ich mich selbst als Autorin. Ich habe sogar ein Buch geschrieben, das inzwischen über 400 Seiten lang ist und für das ich noch mindestens zwei Fortsetzungen im Kopf habe, aber die sechs Verlage, an die ich die ersten drei Kapitel als Leseprobe geschickt habe, lassen sich ewig Zeit … noch ein paar Wochen, dann muss ich ihr Schwiegen als Absage interpretieren. Es fällt mir schwer, das hinzu nehmen, weil ich mich selbst so in der Rolle der Erzählerin sehe. Alle haben mir immer gesagt, ich soll die eine Sache finden, die mich begeistert und bei der ich mir vorstellen kann, damit den Rest meines Lebens zu verbringen. Das Leben ist zu kurz, um es mit einem Beruf zu vergolden, in dem man unglücklich ist. Man muss nur das finden, dass sich für einen richtig anfühlt und dann hat man es geschafft. Das Problem ist, dass es nicht so einfach ist. Ich habe mir eine Karriere ausgesucht, von der ich glaube, dass sie mich glücklich machen wird, an jedem einzelnen Tag. Aber was, wenn ich nicht gut genug bin? Wenn ich damit nie genug Geld verdienen kann, um davon zu leben? Wenn niemand lesen will, was ich fabriziert habe?
Aus dieser Angst heraus und dem ständigen Drängen meiner Eltern, habe ich einige Bewerbungen auf Ausbildungsplätze in meiner näheren Umgebung geschrieben und bin auch zu den Vorstellungsgesprächen hingegangen – die Stellen habe ich aber nie ergattern können, vielleicht weil es einfach Menschen gab, die es mehr wollten oder sich besser verstellen konnten. Als ich keine Ausbildungsstelle bekam, gaben meine Eltern nach und stimmten zu, dass ich ein Studium anfangen sollte, allerdings wollte ich nicht Literatur studieren – ich erwähnte es bereits, ich lese sehr selten und auch ungern Bücher, speziell ältere, kompliziert geschriebene Werke, damit könnte man mich jagen. Ich bin einfach kein Leser-Typ, der sich einen ruhigen Abend mit Schiller oder Shakespeare macht. Es ist nicht so, als würde ich gar nicht lesen, aber wenn, dann sind es eher Jugendbücher. Also kein Literaturstudium für mich, aber was dann? Ich bekam eine kleine Extrafrist zum Nachdenken, als ich im letzten Schuljahr noch eine kleine Ehrenrunde drehte – wegen einer sehr schlechten Note in … ja, wirklich: Deutsch! Zu meiner Verteidigung: die Bücher waren echt schnarch-langweilig und so umständlich geschrieben …
Möglicherweise ist das einer der Gründe, der meine Eltern glauben lässt, dass ich es niemals weit schaffen werde. Meiner Lesefaulheit hatte ich übrigens noch eine kleine Besonderheit zu verdanken: eine diagnostizierte Rechtschreibschwäche, die mir ein hübsches Blatt Papier einbrachte, auf dem Stand, dass meine Lehrer bis zur Oberstufe meine Rechtschreibfehler nicht in die Bewertung meiner Klassenarbeiten einrechnen durften. Das war tatsächlich nötig, weil ich extrem schlecht war und damit meine ich wirklich extrem schlecht. Es war vor sieben Jahren dann, dass ich das Schreiben für mich entdeckt habe, kleinere am Anfang sehr unbeholfene Fanfiktions – und siehe da, ich wurde schlagartig besser. Das Rechtschreibprogramm von Word hat mich auf meine Fehler aufmerksam gemacht und so lernte ich, wie die Wörter richtig aussehen müssen. Die Verbesserung meiner Leistung war so plötzlich, dass meine Klassenlehrerin mich alleine sprechen wollte, um mir mitzuteilen, wie sehr sie sich über diese Entwicklung freute.
Ich würde sagen, die Schwäche habe ich einigermaßen überwunden, Flüchtigkeitsfehler passieren natürlich immer noch und ich kann nur die Wörter wirklich schreiben, die ich tatsächlich selbst benutze und muss überlegen, wenn mich andere fragen, wie man dieses und jenes schreibt, aber im Großen und Ganzen komme ich klar.
Sieben Jahre Schreiberfahrung auf dem Buckel und das erste eigene Werk auf dem Computer, fühle ich mich schon als richtige Autorin, aber man ist nun mal nicht wirklich Autorin, bis man etwas veröffentlicht hat. Gut, wenn man einen Blog online schreibt, den alle lesen können, ist das schon mehr oder weniger eine Veröffentlichung. Ab wann ist man wirklich Autor? Kann mir das jemand sagen? Muss man erst mit dem Schreiben Geld verdienen? Dann kann es bei mir noch eine ganze Weile dauern, bevor ich mir diesen Titel verliehen darf.
Das Architekturstudium, das ich vor etwa einem Jahr begonnen habe, hat sich als definitiv nicht das Richtige für mich herausgestellt. Ich hab auch nie gelogen, nicht vor anderen und schon gar nicht vor mir selbst, dass es das wäre, was ich will. Ich hab einer Zukunft als Architektin offen entgegengeblickt und wurde innerlich immer verzweifelter, wenn ich meine Professoren reden hörte, darüber, dass nur diejenigen, die diesen Beruf wirklich lieben, Architekten werden sollten, weil die viele Arbeit einen sonst langsam auffrisst. Oder als meine verhassteste Professorin – aus Datenschutzgründen, nenne ich sie mal bei einem liebevollen Spitznamen: „die Hexe“ – mir vor dem versammelten Kurs sagte, ich hätte nicht das Zeug dazu Architektin zu werden, mir würde es an Talent und Fleiß fehlen.
Ich hab mich lange nicht getraut, meinen Eltern zu sagen, dass ich überlege, dass Studium abzubrechen. Als ich es einer meiner besten Freundinnen gesagt habe – nennen wir sie doch mal Frida, sie sagte selbst neulich, dass sie gerne so heißen würde – meinte sie „kneifen gilt nicht“ und „hier wird nichts geschmissen“, wahrscheinlich dachte sie nicht, dass ich es so ernst meine und wollte mich aufmuntern und motivieren das Studium durchzuhalten, um danach endgültig unglücklich in einem Beruf gestrandet zu sein, den ich nie wirklich haben wollte. Aber ich habe es meinen Eltern gesagt. Wie immer, bin ich ein ziemlicher Spätzünder, die Semesterferien sind schließlich fast vorbei und irgendwann demnächst ist noch mal eine Prüfungswoche, für die ich nie gelernt habe. Die meisten Anmeldefristen sind schon abgelaufen … eine Uni in der Nähe habe ich gefunden, wo ich auf Lehramt studieren könnte. Alle, die nicht wissen, was sie werden sollen, studieren erst mal auf Lehramt. Philosophie wäre cool und Geschichte, aber dafür müsste ich eine zweite Fremdsprache neben Englisch und ein Latinum haben. Ein kleines Latinum habe ich, aber reicht das wohl? Und was für eine zweite Fremdsprache sollte ich lernen? Ich hab mal in meiner Anime und Manga Phase angefangen japanisch zu lernen, bis ich gemerkt habe, was für eine Schweinearbeit das ist, sich die ganzen verdammten Schriftzeichen reinzuprügeln. Französisch kam für mich nie in Frage, weil man da nicht mal die Wörter so schreibt, wie man sie spricht, da könnte ich wahrscheinlich gar nicht schreiben oder nur schreiben und nicht reden. Nein … die einzige Sprache, die ich gerne in Abendkursen lernen würde, wäre die Gebärdensprache, mit Mimik und Gestik zu sprechen und das zu verstehen wäre voll cool. Aber wird Gebärdensprache für ein Geschichtsstudium als Fremdsprache anerkannt? Wenn nicht, sollte es das! Das ist ja eine gänzlich fremde Sprache, aber ich vermute, die wollen da eher etwas, das modrig und tot ist … eben wie Latein, Hebräisch und wie diese ganzen uralten Sprachen vom Anbeginn der Zeit sonst so heißen. Alte Ruhnensprache zu entziffern fand ich in einer Doku auch total spannend, wie die das machen, aber ich selbst könnte das sicher nicht. Man fängt ja an, indem man ähnliche Wörter von verwandten Sprachen sucht und einfach rät, bis man sich den Rest erschließen kann. Ich glaube, ich würde da ganz weit daneben liegen.
Ich glaube, ich entferne mich vom eigentlichen Thema. Was war denn noch mal das Thema? Ich glaube, es ging um mein Leben und was ich jetzt die nächsten 60 Jahre damit anstellen soll. Auf jeden Fall will ich nicht Architektin werden, es könnte für den Beruf dezent hinderlich sein, wenn man all diese furchtbar modernen Gebäude als kalte, unpersönliche, hässliche Skulpturen mit großen leeren Räumen, in denen Menschen leben sollen, versteht. Nein, Architektur ist nichts für mich, wenn ich mir nicht gerade im Urlaub ein paar alte Schlösser angucke und mich an der Pracht der Vergangenheit erfreue. Obwohl, so toll war es damals gar nicht. Wusstet ihr, dass der gesamte Hofstab vom französischen König in Schloss Versailles (ich musste googeln, wie es richtig geschrieben wird) immer wieder zwischen den Flügeln des Schlosses hin und her gezogen ist. Man musste einfach irgendwann die Räumlichkeiten wechseln, denn im ganzen Schloss gab es damals keine Toiletten. Man hat einfach irgendwo in die Ecken gemacht, speziell als Dienstbote in den kleinen Nebenräumen – der Gestank muss echt übel gewesen sein. Sowas erfährt man, wenn man auf Reisen geht. Das haben die bei meinem ersten Besuch in Paris bei einer Führung durch das Schloss erzählt, da war ich sieben Jahre alt, aber den Scheiß konnte ich mir merken. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Aber ich schweife schon wieder ab. Eines meiner Lieblingszitate ist: "Wie glücklich bin ich? Das ist für uns die wichtigste Frage im Leben. Für einen Indianer hängt der Erfolg nicht davon ab, wie viel er verdient oder welche gesellschaftliche Stellung er einnimmt, sondern einzig und allein davon, wie glücklich er ist", von Teton Sioux, sagt das Internet. Okay, glücklich sein … das wäre mir auch das Wichtigste. Dummer Weise muss man in dieser Gesellschaft zumindest den einen oder anderen Standard erfüllen, damit man nicht von anderen „bemitleidet“ oder eher herablassend behandelt wird. Hartz VI Empfänger beispielsweise ist für die meisten Abiturienten nicht gerade ein angestrebtes Leben. Was wird eigentlich von einem Mädchen – das hatte ich, glaube ich, vergessen zu erwähnen: ich bin weiblich – heutzutage verlangt. Was ist das perfekte Leben?
Wenn man zum Beispiel als alte Jungfer „endet“, ohne je einen Lebenspartner oder eine Lebenspartnerin gefunden zu haben, sehen die meisten Leute wohl auf die Person herab. Die „Sie“ von heute hat alle Möglichkeiten, sie soll die Liebe finden, heiraten und Kinder kriegen – gleichzeitig wird sie aber auch aufgefordert als Karrierefrau die Gleichstellung mit dem Mann anzustreben, indem Fall entscheidet sie sich wohl besser dafür gar keine Kinder zu haben, sonst wird sie in unserer dauerkritischen Gesellschaft noch als Rabenmutter verschrien, weil sie nie Zeit für ihre Kinder hat. Aber wenn es für eine Frau nur ihre Karriere gibt, wird sie auch bemitleidet, weil ihr da das wichtigste im Leben fehle. Sprich, egal, was man macht, man macht es eh verkehrt. Grundsätzlich gilt: such dir einen Job und verdiene dein eigenes Geld, damit du nicht dem Staat auf der Tasche liegst – finde einen Kerl, heirate, kriege Kinder und kündige deinen Job, damit du deinem Mann auf der Tasche liegen kannst. So oder so ähnlich läuft das doch, so wurde mir das beigebracht.
Die Sache mit dem Ehemann schieben wir mal ganz weit weg, über das Thema kann ich ein andermal schreiben. Für die Einleitung ist dieser Eintrag ziemlich lang geworden, also denke ich, sollte ich hier mal zu einem vorläufigen Ende kommen: wovon handelt dieser Blog? Was für eine Geschichte möchte ich euch erzählen?
Wenn ich ehrlich bin, weiß ich das nicht so genau. Ich werde wohl einfach über mein mitunter chaotisches Leben schreiben und von meinem Versuch berichten, meinen Traum zu leben und bei Gelegenheit ein paar Fragen aufgreifen, die mich in meinem schrägen Querdenkerkopf beschäftigen. Soviel dazu, man liest sich ;)