11. Blogeintrag
Memo an mich selbst: „Wo du sitzt ist wer du bist!“ In der neuen Klasse habe ich jetzt drei verschiedene Sitzplätze ausprobiert, vorne in der ersten Reihe am Gang, erste Reihe Fensterplatz und zweite Reihe neben der Wand. Rückblickend war der erste davon der Beste. Wenn man im Zentrum sitzt, bleibt einem überhaupt nichts anderes übrig als dem Unterricht zu folgen. In der zweiten Reihe, wo ich heute sitze, fühle ich mich viel weniger am Unterricht beteiligt. Vielleicht kommt es auch auf das Fach an. GTG – „Grafik und Textelemente gestalten“ ist ein Fach, das mich sehr interessiert, hier wird das Buchcover gestaltet, aber unsere Lehrerin gibt sehr viel auf das Unterrichtsgespräch und die mündliche Mitarbeit, was sie mir auch schon gesagt hat. Sie meint, ich sollte mich mehr melden. Ich bin eigentlich nicht schüchtern, nicht richtig. Aber manche Dinge, die sie gesagt werden, sind für mich dermaßen offensichtlich, dass es mir zu blöd ist, das für sie aufzuzählen. Dann bin ich hier auf dem Platz dermaßen abgelenkt – ich hab heute auch zum ersten Mal meinen Laptop da und sofort bin ich abgelenkt. Ich habe etwas an meinem Buch weiterkorrigiert und schreibe jetzt sogar im Unterricht einen Blogeintrag. Ja, ja, ich schäme mich auch.
Jey, Einzelarbeit! Da kann man zumindest nicht zu wenig sagen! Wir sollen „starke Bilder“ und „starke Bildwelten“ suchen. Ohne irgendwelche Erklärung, was eigentlich stark heißt. Super Sache und so. Ich hab noch nicht meinen neuen Laptop und ich hab auch kein Internet hier, also hab ich mal eben schnell meine Festplatte durchforstet. Ich hab jetzt drei Bilder, die ich stark finde. Soll es designt sein, oder nicht? Ich hab jetzt nichts was wirklich in den Bereich geht. Einerseits habe ich eine comichafte Zeichnung wiedergefunden, auf der die Welt dargestellt ist. Die Kontinente werden dargestellt durch Dinge, die wir sofort mit dem jeweiligen Land in Verbindung bringen – ein Beispiel: Australien ist ein Känguru, das geduckt springt, eben in Form des Landes gebracht ist, das es darstellt. Das Bild finde ich echt stark. Dann habe ich eine Zeichnung gefunden, aufgeteilt in vier Teile. Auf dem ersten lässt ein kleiner Junge morgens neben einem kleinen Bäumchen einen Drachen steigen, auf dem zweiten küsst sich ein Liebespaar unter dem etwas größeren Baum im Sonnenlicht, auf dem dritten steht ein alter Mann alleine beim Sonnenuntergang vor einem Grab neben dem ausgewachsenen Baum und auf dem vierten ist der Baum gefällt und unter dem Sternenhimmel sieht man das Grab des Mannes neben dem seiner Frau. Der Kreislauf des Lebens, das ist traurig aber voll schön und deswegen finde ich es auch stark. Die Aussage davon ist einfach so gewaltig.
Das dritte Bild ist eine Zeichnung, die ich mal online gefunden habe. Eine Frau in einem weißen Kleid sitzt auf dem Boden vor einem Spiegel. Man sieht sie nur von hinten und eben ihre Reflektion im Spiegel. Im Spiegel lächelt sie und sie hat Engelsflügel. Die Frau und ihr Spiegelbild haben die Hände gegeneinander gelegt, als würden sie versuchen sich durch das Glas hindurch zu berühren. Ich hab das Bild nie ganz verstanden, aber ich finde es trotzdem sehr schön und unglaublich inspirierend. Als könnte sie durch den Spiegel mit einer anderen Version von ihr selbst sprechen, als wäre der Spiegel ein Portal in eine andere Welt. Vielleicht eine Parallelwelt. Oder der Spiegel gibt ihr die Möglichkeit mit ihrer eigenen Seele zu sprechen. Oder vielleicht sieht sie in dem Spiegel ihren Schutzengel, der genauso aussieht wie sie selbst nur eben mit Flügeln? Es gibt so viele Arten, das Bild zu deuten, dass finde ich echt stark!
Oh, eine neue Aufgabe, die wir bearbeiten sollen, während wir darauf warten, dass der USB-Stick rumgeht, wo wir jeder unser „starkes Bild“ drauf ziehen sollen. Ich kann mich nicht entscheiden! Ich mach einfach alle drei drauf! Ich hoffe, ich muss die nicht erklären … da würde ich mich aber selbst ins Fleisch schneiden … Ach, jetzt hab ich das gemacht. Hoffen wir das Beste. Hab auch kurz mal einen Blick auf das geworfen, was die anderen so drauf gezogen haben. Das war ja mal Kilometerweit entfernt von den Zeichnungen, die ich rausgesucht habe. Ich bin eben doch ein Freigeist. Die neben mir hat jetzt den Stick und albert lieber auf tumblr. rum statt ihr Bild auf den Stick zu ziehen. Das würde ich ja nicht machen, also dafür hab ich die Skizzenbücher versehentlich aus dem Verkehr gezogen. Ups.
Na ja, also die neue Aufgabe ist: „Wirkung von Bildern – Warum sind manche Bilder in der Übertragung einer Information schneller oder besser verständlich als Texte?“ Gute Frage. Ich mach mir einfach mal ein paar Überlegungen hier hin, in meinen Blog. Das wird das Beste sein. Ganz ehrlich, ich hab keine Ahnung, es ist halt so. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, man hat alles prägnant auf einen Blick. Ich hab auch mal gehört, dass wir beim Fernsehen 85% der Dinge, die wir uns merken, sind Bilder – vielleicht sogar mehr.
Ah, es hat zu regnen aufgehört! Hab ich heute echt noch bis 15 Uhr? Es ist gerade mal 11 Uhr. Hätte jetzt schon Bock auf Zuhause. Scheiß Montag. Vorhin in der Pause hatte jemand „Tell me why I don’t like Mondays“ angemacht, oder wie das Lied heißt. Das traf meine Stimmung ziemlich gut.
So es ist halb 12. Die Hälfte des Schultages ist um. Ökotabak für Zigaretten? What the fuck?! Hab ich gerade gehört. Warum sollte man sich die Mühe machen Zigaretten umweltfreundlicher zu machen? Einfach mit rauchen aufhören, Herr Gott!
Oh toll, jetzt bringt man mir bei, wie ich Leute bescheißen soll, damit die immer wieder neue Sachen brauchen – das war ja nun nicht so clever von mir.
Ich hab mich das erste Mal gemeldet im Unterricht bei Andrea. Yes! Ich konnte was zu Gehirnhälften sagen. Wir haben eben gelernt: „Die rechte, die emotionale Gehirnhälfte/das Unterbewusstsein trifft die Entscheidung und die andere, die logische, die linke Gehirnhälfte erklärt dann nur noch, warum wir das entschieden haben.“ Deswegen müssen Bilder emotional sein und deswegen können wir mit Bildern so gut werben.
Alle drei Bilder wurden besprochen. Ich musste selbst was dazu sagen. Vor Menschen! Hilfe! Hab’s aber gut überstanden. Gleich viertel nach 2. Noch ne dreiviertel Stunde. Oh fantastisch, jetzt sollen wir selbstständig an unseren Moodboards weiterarbeiten und ich hab weder Internet noch Photoshop. Ich bin begeistert. Ich werde mich zu Tode langweilen!

Mann ... auf der Rückfahrt hatte ich dann einen richtigen Durchhänger. Stau auf der Autobahn, außerdem zu wenig zu Mittag gegessen - kennt ihr das, wenn man hungrig ist, dass man dann auch automatisch schlecht gelaunt ist? Liegt an dem fallenden Zuckerspiegel. Hatte ich heute auch und dass nachdem mir auch schon den ganzen Tag mein scheiß-BH-Bügel ins Fleisch geschnitten hat. Bin Hungrig einkaufen gefahren - kleiner Tipp, sollte man nicht machen. Die Hälfte von dem, was ich unbedingt kaufen musste, brauchte ich eigentlich nicht. Tja, was soll's, hab ich halt einen kleinen Vorrat da, schadet ja auch nicht. Zu allem Überfluss hab ich jetzt voll das schlechte Gewissen, weil ich meinen Eltern den Vertrag gezeigt hab und da drauf steht, wie wahnsinnig teuer dieses Bezahlstudium an der Privatschule eigentlich ist. Meine Fresse ... Mama sagt zwar, für meine Ausbildung zahlen sie das gern, aber ich spüre jetzt einen deutlichen Leistungsdruck auf mir. Ich muss dieses Studium bis zum Ende durchziehen. Und da war der Auslandsaufenthalt noch nicht mal mit drin ... was das alles kostet! So viel erstmal dazu, man liest sich ;)